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Alle Beiträge von Stefan

Weihnachtsgrüße

Zwei Weihnachtsgrüße für besinnliche Feiertag

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Weihnachtsgrüße 2015 Weihnachtsgrüße 2014

Cheaponomics

Warum billig zu teuer ist

cheaponomicsMichael Carolan
oekom verlag 2015
München. 304 Seiten.

„Carolan argumentiert anschaulich und sachlich. Am Ende von Cheaponomics ist man überzeugt: Die Welt kann uns gar nicht teuer genug sein.“ ZEIT Wissen, 6/2015, Jens Lubbadeh

Glauben Sie wirklich, dass eine Mikrowelle für 14,99 Euro ein gutes Geschäft ist, und es mit rechten Dingen zugeht, wenn ein Kilo Fleisch 2,99 kostet? Und wer bezahlt, was Kleidung und Smartphones aus Fernost wirklich kosten?

„Billig ist nichts als eine Illusion, die versteckten Kosten niedriger Preise sind exorbitant hoch“, schreibt Michael Carolan. Anhand zahlreicher Beispiele von der Plastiktüte bis zur automobilen Gesellschaft erklärt er, wie unser Billig-Konsum und sein zerstörerisches System am Leben erhalten wird, und er macht deutlich, dass höhere und gerechte Preise notwendig und möglich sind, ohne dass wir auf Wesentliches verzichten müssen.

„Carolan hat ein interessantes Buch vorgelegt, das die (…) Zusammenhänge klug erhellt“ (Adrian Lobe) und das Phänomen „Billig“ in einem neuen Gesellschaftsmodell aufhebt, von dem jeder profitieren kann.

„Carolans Vorschläge, das Wirtschaftssystem zu verändern sind nicht neu, manche schon konventionell, manche werden von der Politik diskutiert, wenngleich auch nicht wirklich umgesetzt – etwa die Steuerlast für Unternehmen an deren CO2-Bilanz zu koppeln – und gelegentlich ist der Autor so von seinen eigenen Argumenten überzeugt, dass er über das Ziel hinausschießt. Ob etwa die These zu halten ist, dass bei jedem Produkt, dem durch Verarbeitung Wert hinzugefügt wird, gleichzeitig Kosten sozialisiert werden, ist fraglich. Dennoch ist Cheaponomics ein sehr gut lesbares, griffig formuliertes Buch, das auch dank vieler verblüffender Beispiele zu manch angeregter Diskussion führen dürfte.“ Stefan Maas, 7.12.2015 Deutschlandfunk

Leseprobe

Geplanter Verschleiß

Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt – und wie wir uns dagegen wehren können

geplanter verschleißChristian Kreiß
Europa Verlag 2014
Berlin. 240 Seiten.

HEUTE GEKAUFT, MORGEN ENTSORGT

Ob Drucker, Mobiltelefon oder Fernseher – bereits kurz nach Ablauf der Garantie sind viele Geräte reif für den Müll. Eine Reparatur lohnt sich nicht oder ist gar nicht erst möglich. Kalkuliert sorgen die Hersteller mit geplantem Verschleiß dafür, dass ihre Produkte frühzeitig kaputtgehen, damit wir Verbraucher mehr konsumieren. Sinnlose Müllberge und ein enormer Ressourcenverbrauch sind die Folge.

Christian Kreiß zeichnet die moralisch fragwürdigen Methoden der Großkonzerne nach, zeigt, warum geplanter Verschleiß eine gesamtwirtschaftlich völlig unsinnige Strategie ist und wie die Werbung uns gezielt in die Irre führt.
Als Gegenmaßnahmen schlägt er konkrete Gesetze zur Verbesserung der Haltbarkeit und Abgaben auf Großvermögen vor. Insbesondere aber fordert er eine Kultur der Nachhaltigkeit, in der Reparatur, Sharing-Modelle und Konsumverzicht ihren festen Platz haben.

Nach „Profitwahn“ stellt der Volkswirt Kreiß anschaulich Formen von Verbrauchertäuschung und Kundenbetrug zwecks Gewinnerzielung vor. Zur geplanten Obsoleszenz (Verkürzung von Gebrauchsdauer und Produktlebenszeit) gehören auch Strategien bei Ersatzteilen, Reparaturen und schnelle Abfolge neuer Modelle. Und das kann er belegen an vielen Beispielen zumeist bekannter Markenprodukte. Er schlüsselt zum Teil nach Branchen auf mit aufschlussreichen Berechnungen, den Zwängen von Wettbewerb und Preisgestaltung. Besonders kritisch sieht er die Rolle der Werbung. Bemerkenswert, wie er das Für und Wider von Verbraucherschutz und Testergebnissen beurteilt. Oft bezieht er sich auf kürzlich erschienene Medienberichte und Bücher, die er schätzt, darunter „Lebensmittel- Lügen“; oder „Die Kultur der Reparatur“; von W.M. Heckl. Sehr klar werden die negativen Folgen reiner Profitinteressen verdeutlicht. Die abschließenden Reformforderungen und Alternativen sind großenteils bekannt, aber hier besonders eindringlich präsentiert. Mit vorbildlichem Anhang. Hoffentlich bald Bestseller! (Elke Günther; ekz.bibliotheksservice 15/2014)

Krisen

von Petra Stechele

Das Wort ist aus unseren Medien inzwischen nicht mehr wegzudenken. Doch gerade das sollte zu denken geben. Denn eine Krise bezeichnet eine Ausnahmesituation, genauer: Eine Entscheidungssituation, einen Höhe- bzw. Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung (Duden).

ÖLKRISE FINANZKRISE WIRTSCHAFTSKRISE GRIECHENLANDKRISE BANKENKRISE FLÜCHTLINGSKRISE …

Doch wie bereits Horst Köhler in seinem ZEIT-Artikel ausgeführt hat (siehe Brief an die Kanzlerin), sind dies keine wirklichen Krisen, sondern Symptome. Symptome dafür, dass unser Wirtschaftssystem überholt ist und sich nicht an die veränderten Gegebenheiten der Welt angepasst hat. Es funktioniert so nicht mehr. Es lässt zu große Ungerechtigkeit entstehen. Es schließt zu viele Gesellschaften vom Wohlstand aus und ist längst zu einer Herrschaft des weltweiten Großkapitals geworden, das den Regierenden die Macht aus der Hand genommen hat. Zuallererst, weil Regierungen nichts mehr fürchten als Stagnation. Wirtschaftliches Wachstum gilt in diesen Kreisen nach wie vor als Garant für Wohlstand. Und die WählerInnen fürchten um ihre Arbeitsplätze und ihre Fähigkeit zum Dauerkonsum.

Wie bei körperlichen Erkrankungen ziehen wir meist vor, ein Medikament zu suchen, das schnell die Symptome zum Verschwinden bringt, ohne die wirkliche Krankheit zu heilen. Wir nehmen ein Schmerzmittel, achten nicht auf Risiken und Nebenwirkungen, wollen unser Verhalten nicht ändern, das zu der Krankheit geführt hat. Deshalb geschieht, was geschehen muss. Die Symptome kehren zurück, meist noch viel schlimmer als zuvor oder sie verlagern sich nur an eine andere Stelle auf ein anderes Organ und schwächen uns immer mehr.

So ist es auch mit der Welt. Die Regierenden sind erstaunlicherweise blind für das, was bereits seit vielen Jahrzehnten kein Geheimnis ist. Mit den immer gleichen Rezepten sollen die Krisen gelöst werden. Der Klimawandel, der durch technischen Fortschritt verursacht wurde, soll durch mehr technischen Fortschritt bekämpft werden. Die Ungleichheit in der Welt, die durch unser ungerechtes Wirtschaftssystem verursacht wurde, soll durch noch mehr Wirtschaftswachstum beseitigt werden. Das Bild von der steigenden Flut, die auch die Schwachen nach oben tragen soll, sitzt fest in den Köpfen. Dabei hat die Realität dieses Bild längst Lügen gestraft. Nein, sie stellen sich blind, weil sie, wie auch die Wirtschaftsmächtigen wissen, dass die Krankheit nur heilbar wäre, wenn wir unser Verhalten unser Wirtschaften ganz grundlegend verändern würden. Wenn wir uns ein „gesundes“, ein „verträgliches“ Verhalten angewöhnen würden. Das würde für manche darin bestehen, dass sie bestimmte Dinge nicht mehr wie gewohnt tun können, wie das auch bei Krankheiten der Fall ist. Es würde auch darin bestehen, dass man manche andere Dinge tun müsste, die bisher nicht nötig waren. Es würde auch bedeuten, dass man manchmal unsicher ist und erst ausprobieren muss, was denn nun das Richtige, das „weltgesunde“ Verhalten eigentlich ist, vorsichtig, nachdenklich, kritisch sein, hinterfragen und Fehler korrigieren.

Aber was „das Heilmittel“ denn sein könnte, das haben viele schon seit langer Zeit beschrieben. Es würde auf jeden Fall darin bestehen, dass wir versuchen müssten, nicht stets noch mehr Ressourcen zu verbrauchen, als uns im Verhältnis zu anderen Völkern dieser Erde zustehen.

Kürzlich war ich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Terrorismus. Der Nahostkorrespondent, Jörg Armbruster, hat über die Entstehung des Terrorismus referiert und seine Beobachtungen geschildert. Miguel Berger vom Auswärtigen Amt sprach darüber, dass man mit Terroristen nicht verhandeln könne und deshalb militärische Lösungen die politischen ergänzen müssten. Vom Publikum wurde wiederholt auf die Punkte Perspektivlosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit und Chancenlosigkeit in diesen Ländern hingewiesen. Auch darauf, dass bereits durch westliches Eingreifen zahlreiche Staaten zerschlagen worden sind, in denen nun Terroristen und Terrorregime das Vakuum füllen. Waffenlieferungen wurden erwähnt, unsere Abhängigkeit vom Öl Saudi Arabiens, das wiederum zur Finanzierung und Unterstützung des Terrors dient. Aber der Diplomat ließ sich durch nichts von seiner Medizin, der Bombe, abbringen, also die Symptome zu kurieren. Am Ende sprach die Moderatorin von einem „antiwestlichen Narrativ“ (=Erzählung) zu dem ein „Gegennarrativ“ (=Gegenerzählung) gefunden werden müsste und fasste so die Meinung des Publikums mit auf. Aber dieser Punkt, der als einziger an die Ursachen des Problems ging, wurde nicht weiter angesprochen. Denn damit war die Veranstaltung zu Ende. Was bleibt, sind die Bomben auf Syrien, sind die Soldaten, die wir entsenden, die Flugzeuge, ein Kriegsschiff, um die Franzosen zu unterstützen bei einer Mission die völkerrechtlich noch gar kein Mandat hat.

Wenn man in die Bücher schaut, dann kann man bei A. Munif, Salzstädte oder Orhan Pamuk, Istanbul nachlesen, wie solche antiwestlichen Narrative entstanden sind. Ich erwähnte andernorts, wie einst freie Beduinen zu Untertanen von Emiren wurden, weil diese plötzlich durch die Ölquellen, die von den USA erschlossen wurden, zu Herrschaftsmacht kamen und damit eine Polarisierung der arabischen Bevölkerung entstand. Nach dem ersten Weltkrieg hat der Westen dort künstliche Staatengebilde errichtet,  wie Syrien und den Irak, die als Nachfolger ehemaliger Kolonien, Völker zusammenzwangen, die gar nicht zusammenpassten. In der Folge wurden die Sunniten von den Schiiten (zwei unterschiedliche islamische Glaubensrichtungen) unterdrückt. Jetzt bilden die Sunniten in ihrem Hass auf die Unterdrücker den Kern des IS. Orhan Pamuk beschreibt, wie er den Niedergang des Osmanischen Reiches erlebte, das einen Großraum des Mittelmeergebietes und der heutigen Krisenregionen einnahm. Er erkannte, „…dass wir unser „Herrendasein“ nicht in erster Linie unserem Besitztum zu verdanken hatten, sondern der Tatsache, dass wir modern und europäisch waren“, „verwestlicht“ wie „französische Bourgeois“. Er beschreibt den „mit Neid und Schuldgefühlen vermischten Wunsch nämlich, die letzten Spuren einer großen Kultur getilgt zu sehen, an deren Stelle wir unwürdigerweise ein billiges Abziehbild westlicher Zivilisation setzten.“ Der Franzose André Gide schrieb, „dass er die Türken verabscheue und spricht von der Überlegenheit der westlichen und insbesondere der französischen Zivilisation.“ Pamuk sagt dazu, „dass die Intellektuellen [Türken, Anm. d. Verf.] Gide insgeheim Recht gaben.“ Er fährt fort, „dass die militärischen und wirtschaftlichen Triumphe der westlichen Zivilisation, selbst eher kritisch veranlagte westliche Intellektuelle mit kaum verhohlenem Stolz erfüllen und dass auch sie davon überzeugt sind, der Westen sei das Maß aller Dinge.“„Ich bin genauso wie die Stadt ein lebender Toter, ein atmender Leichnam, ein armer Hund, der – wie Straßen und Gehsteige mich wissen lassen – zu Niederlage und Schmutz verurteilt ist.“ So beschreibt er seine Entfremdung, obwohl – oder weil er an einer amerikanischen Schule erzogen wurde. Wen wundert wenn andere lebende Tote zu Selbstmordattentätern werden?

Pamuk erzählt hier von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Man sieht an diesem Beispiel, wie dieses Denken weiterging. Sieht den Abstieg der Länder, die eben nicht dem „Maß aller Dinge“ entsprechen konnten und wie dieses Empfinden sich ausbreitete und seine explosive Gewalt entfalten konnte, weil wir nichts unternommen haben, diese “antiwestliche Erzählung“ rechtzeitig zu erkennen, die hier entstand und ihr einen anderen Inhalt zu geben. Und auch jetzt sind wir dabei, wieder einmal die Geschichte nicht zu unseren Gunsten umzuschreiben.

Denn wenn wir das tun wollten, müssten wir erkennen, dass wir durch unseren verschwenderischen Lebensstil eine massive Ungleichheit in der Welt verursacht haben und unsere Güter häufig durch die Ausbeutung anderer produziert werden. Wir müssen erkennen, das Wohlstand nicht auf Kosten anderer entstehen kann. Und dass Wohlstand nicht bedeutet, ein zweites oder drittes Auto zu kaufen, jeden Tag Fleisch zu essen oder in Urlaub zu fliegen. Das sind nur die verzweifelte Versuche, uns von der Krankheit abzulenken. Wenn wir auf die Krisen, den Wendepunkten, nicht mit der Reduzierung unserer Ansprüche reagieren, entwickeln sie sich zu Katastrophen. Denn auch China und Indien wollen sich ihren Anteil holen und verschlimmern damit die Lage all der Völker, die über diese Möglichkeiten nicht verfügen. All diese Entwicklungen und Spannungen müssen sich in Verzweiflungstaten derer entladen, die sich jeder Chancen beraubt sehen und sich deshalb gegen unsere Kultur bewaffnet haben, oder gegen jene, die in ihren Ländern mit uns zusammenarbeiten wollen und die sich nun gezwungen sehen, ihre Länder fluchtartig zu verlassen.

Wir sollten also jetzt bedenken, wie unsere Geschichte einmal erzählt werden wird. Wir sollten uns nach Harald Welzer die Frage stellen: „Wie wollen wir einmal gelebt haben?“

Verzichten wir doch mal auf Trägheit

von Petra Stechele

„Wer in den Zoo geht und ein Krokodil betrachtet, betrachtet Mitteleuropa. Wohlgenährt, träge und bewegungslos liegt es da. Schon erledigt vom pausenlos guten Leben, ist ihm der Hunger nach Aufregungen schon vergangen. Deshalb stehen in vielen Städten Türme herum, von denen die Ruhelosesten in die Tiefe springen. Kein Reiseversicherungspaket begleitet sie nach unten, um heil davonzukommen. Nein, nur ein Bungee-Gummiband verspricht letzte Rettung. Unglaublich, welche Kraftakte man auf diesem Erdteil unternehmen muss, um sein Herz noch schlagen zu hören.“ (Andreas Altmann. 34 Tage, 33 Nächte)

Neuerdings gibt es andere Aufregungen, andere Ängste, die uns klar machen, dass etwas in eine Richtung läuft, die uns nicht gefallen kann. Ein anderes Unten, eine andere Tiefe, in deren Bodenlosigkeit wir nicht fallen wollen. Wir beginnen die Folgen unseres Tuns zu spüren, wenn wir die Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten sehen. Peter Scholl-Latour hat sein Buch über die Entwicklungen in diesem Raum „Der Fluch der bösen Tat“ tituliert. Wir sollten zu vermeiden suchen, noch mehr Flüche „böser“ Taten erleben zu müssen. Wir zerstören Lebensräume anderer Menschen durch unseren Lebensstil.

Und es gibt meines Erachtens noch eine andere Form des Verzichts, als den auf Dinge, auf die man einen Anspruch hat, nämlich den auf Dinge, auf die man jahrelang glaubte, einen Anspruch zu haben, weswegen sich dann eine Gewohnheit bildete.

„Es ist einfacher ein guter Mensch zu sein, wenn man dabei nichts zu verlieren hat,“ sagte Harald Martenstein einmal in seiner Kolumne im ZEITmagazin. Ähnlich ist es auch mit dem Verzicht. Ich kann gut auf beheizte Fußballstadien und Rasenheizung verzichten, weil mich dieser Sport nicht interessiert. Meinetwegen muss man nirgendwo in Wüsten oder unterentwickelten Ländern teure Olympiastadien bauen. Den Sportfan wird das dagegen hart treffen.

In seiner negativ besetzten Ausprägung bedeutet der Verzicht eine Einbuße an Lebensfreude, nämlich genau dann, wenn ich auf all jene Dinge verzichte, die mir Freude bereiten. Aber muss das unbedingt so sein? Durch ein bisschen Nachdenken kann man in einfacher Weise neue Gewohnheiten und neue Freuden entwickeln, Neues ausprobieren. Auch alles, was nicht dauernd oder wiederholt im Übermaß betrieben wird, entlastet die Umwelt und kann den eigenen Horizont erweitern, mir neue Erfahrungen bringen. Um beim Beispiel zu bleiben: Niemand muss auf Fußball verzichten, aber muss er bei Eis und Schnee stattfinden, muss Olympia in der Wüste abgehalten werden? Viele dieser Dinge kann ich nicht direkt verhindern, aber durch mein Interesse treibe ich sie indirekt voran, durch mein Verhalten entscheide ich mit. Ich muss nicht alles mitmachen, ich kann stattdessen etwas anderes tun, anderes auswählen – vielleicht bereichert es sogar mein Leben, wenn ich mir ab und an ein anderes Vergnügen wähle.

Manchmal kann ich supergut auf ein Flugzeug verzichten, weil ich Bahnreisen schöner und erlebnisreicher finde, auch wenn sie länger dauern. Sogar dann, wenn mal ein Anschluss nicht klappt. Im überfüllten Zug beim Bahnstreik sind mir, eingepfercht auf einem engen Gang, die interessantesten Menschen begegnet – und auf so engem Raum kamen wir uns auch menschlich näher und haben mehr miteinander geredet, als wenn jeder auf seinem eigenen Sitz eingequetscht wäre. Als ich in einer kleinen französischen Stadt einen Anschluss verpasste, musste ich im Café auf den nächsten Zug warten. Es war herrlich. Dieser Vormittag ließ das Leben der Stadt und ihrer Menschen vor mir Revue passieren, bescherte mir interessante Lektüre, gutes Essen und Gespräche. All das wäre mir nicht begegnet, wenn ich den geplanten Zug genommen hätte.

Aber als mein Sohn im Ausland studierte, konnten wir nicht immer auf das Flugzeug verzichten, weil sonst manchmal aus Zeitmangel nicht möglich gewesen wäre, einander zu besuchen. Dazu habe ich beim Thema Reisen schon einiges gesagt. Zudem ist die Preispolitik der Bahn manchmal schwer zu verstehen und mit mehreren Personen ist es oft günstiger, Auto zu fahren, was nicht den realen Kosten entspricht.

Bleiben wir bei der Bewegung. Wie viel Geld wird in Deutschland und weltweit ausgegeben für Fitnesseinrichtungen, für Sportgeräte, Sportvereine, und schließlich für Folgeschäden von Sportverletzungen oder für die Schäden, die unsere körperliche Trägheit verursacht!? So haben wir Fernbedienungen, damit wir nicht einmal mehr die paar Bewegungen tun müssen, um das Garagentor zu öffnen und es hochzuschieben. Aufzüge, Rolltreppen, obwohl wir noch bestens auf den Beinen sind, Haushaltsgeräte, die uns jede Mühe erleichtern und eine Menge Tätigkeiten abnehmen, Elektrogeräte, die uns den Rechen im Garten ersetzen, den Rasenmäher, die Heckenschere. Ankauf, Instandhaltung und Ersatz defekter Geräte kosten uns viel Geld und Zeit. Wir müssen dafür mehr Erwerbsarbeit leisten, um das Geld zu verdienen. Wenn wir einige dieser Tätigkeiten in unser tägliches Fitnessprogramm einbauen, ersparen wir uns eine Menge Geld und sparen uns die Zeit im Fitnesscenter.

Sogenannte Eigenarbeit, Arbeit für den eigenen Zweck also, wird in unserer Gesellschaft wenig geschätzt. Sie hat einen geringen Prestigewert, weil sie mit wenig öffentlicher Beachtung oder messbaren Erfolgen einhergeht. Dennoch kann sie uns viel Freude machen, sie steigert unsere Kreativität und vermittelt den Flow. Das ist ein Begriff aus der Psychologie, für das höchst gesunde Gefühl ganz in einer erfüllenden Tätigkeit aufzugehen, an der wir Freude haben und der wir uns ganz konzentriert hingeben, statt immer der gleichen Routine und dem gleichen Trott in Schule, Job und Büro zu folgen oder uns von allen Medien gleichzeitig unterhalten zu lassen. Eigenarbeit ist in vielen Fällen umweltfreundlicher und gesünder als der Erwerb der Fertigprodukte, wie etwa das Kochen und Backen, aber auch der Anbau von Nahrungsmitteln. Denn sogar auf einem Balkon kann man schon viele Pflanzen selber ziehen.

Wenn man dann auch noch seine geistige Trägheit überwindet und ab und an darüber nachdenkt, alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen, wie etwa nähergelegen einzukaufen, mal dabei zu Fuß, und öfter zu gehen oder mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Verkehrsmittel, schon wieder hat man etwas für Fitness und Umwelt getan. Man kann hier durchaus manchmal auf das Auto verzichten. Kritisch muss ich allerdings einwerfen, dass man in größeren Städten nicht unbedingt leicht und gern mit Fahrrad und Anhänger mitten durch den Verkehr fahren will, weil das doch sehr unfallgefährdend sein kann und man ebenso wenig gerne seine Milch-oder Getränkemehrwegflasche weit tragen möchte. Ich sehe durchaus, dass manchmal die Infrastrukturen unserer Umweltfreundlichkeit Grenzen setzen, weil ja die vielen kleinen Läden in der direkten Nachbarschaft in den letzten Jahren verschwunden sind. Verschwunden sind sie aber, weil wir ja gerade sie nicht mehr wollten, denn wir wollten ja mit unseren fetten SUVs lieber bequem parken und das war nur in den Gewerbegebieten möglich. Dafür nahmen wir bereitwillig in Kauf, dass unsere Landschaft mit Betonbaracken und Parkplätzen zugepflastert wurde. Es ist eine selbstverschuldete Entwicklung, die wir durch unser Verhalten in Gang setzten und so auch wieder rückgängig machen können.

Müll kann man reduzieren, indem man weniger Verpackung benötigt und selber Dosen und Tüten mitnimmt, auch, indem man die Art der Verpackung wählt, also auf Plastik verzichtet. Ein bisschen Mitdenken hält den Kopf fit und reduziert Abfälle leicht um zwei Drittel. Bewusst konsumieren, das heißt für mich auch, dass ich überlege, was ich mit meinem Einkauf unterstützen will. Manchmal kann ich nur wählen, entweder Bio oder weniger Müll. Manchmal sind eben die Produkte nicht perfekt umweltfreundlich.

Ich spare Papier, aber vor allem, Drucker- und Kopierpapier, das kann ich bedenkenlos reduzieren. Ich rege in meiner Stadt den Gebrauch von Recyclingpapier an Ämtern und Schulen an, aber auch als Hygienepapier in privaten Haushalten.

An Büchern und Zeitungen spare ich nicht so gern, weil sie für mich meist, wenn auch nicht immer, Kultur und Bildung repräsentieren, geistige Auseinandersetzung mit wichtigen Themen, weil von ihnen Autoren und Journalisten leben, die sich diesen Aufgaben verschrieben haben und meist nur sehr wenig Geld dafür bekommen, nicht selten sogar noch einen Broterwerb zusätzlich ausüben müssen. Ich will sie daher unterstützen dabei, wichtige Gedanken unter die Menschen zu bringen, denn wenn sie es nicht tun würden, wäre kritische politische Meinungsbildung aber auch kulturelle Auseinandersetzung nicht möglich. Zudem kann ich anders mit einem Buch arbeiten, als mir dies am Bildschirm möglich ist. Beides hat Vorteile und ich versuche es sinnvoll abzuwägen.

Ich kann auch ganz leicht auf jene Sparte des Konsums verzichten, die sich in bunten Plastiktretern, Geschenk- und Dekoartikeln manifestiert, in billigem Plastikspielzeug für Kinder, das meist scheußlich aussieht, unästhetisch ist und auch schnell kaputt. Gerade zu den Festzeiten überschwemmen uns die Läden mit ihren meist chinesischen Billigprodukten, die danach bedenkenlos entsorgt werden.

Seit beinahe vierzig Jahren habe ich dieselben Möbel, weil ich mir einmal qualitativ gute, zeitlose Stücke gegönnt habe, die optimal in meine Räume passen und daher noch immer einwandfrei aussehen. Auf einige davon habe ich sogar länger gespart. Mit Kleidung verhält es sich ähnlich. Man muss nicht dem Trend folgen und wöchentlich nach der neuesten Mode gekleidet sein, nur weil der Laden schon wieder neue Stücke hat. Auch mit längeren Zyklen kann man attraktiv aussehen.

Überflüssiger Konsum, der sich in billigen Werbegeschenken, Pröbchen und Beigaben zu anderen Waren darstellt, muss manchmal mit etwas Mühe abgelehnt oder sogar zurückgeschickt werden, was mit etwas weniger Trägheit ganz einfach ist: zurück an den Absender drauf und rein in die Post. Das kommt in der Regel nicht wieder.

Gewünschte Veränderungen kann man mit etwas Kreativität durch Wiederverwendung und Zweckentfremdung, wenn man aus Altem Neues macht, schnell erreichen. Dann kann schon gar nicht mehr von Verzicht gesprochen werden, er ist gar nicht dazu nötig. Man erspart sich den Erwerb neuer Produkte, man produziert sie selbst durch eigene Kreativität. Zum Beispiel hatte ich Handtuchhalter aus nicht benötigten Drahtkleiderbügeln zurechtgebogen, Vorhänge aus übrigen Geschirrtüchern genäht, Kissenbezüge aus Halstüchern und Verpackungen als Windlichter und Blumenvasen verwendet.

Manchmal hätten wir schon viel erreicht, wenn wir auf ein bisschen Trägheit verzichten könnten, wenn wir uns die Mühe machen würden, vorher über unser Tun und unsere Konsumentscheidungen nachzudenken, wenn wir manchmal etwas weniger oft tun würden. Die Wirkung wäre vortrefflich! Aber so flüchten wir uns in die Ausrede: Wenn ich nicht alles tun kann, dann tu ich lieber gar nichts.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir einem ewigen Rechtfertigungszwang unterliegen, ganz besonders im Umweltschutz. Er wird von manchen dogmatisch gehandhabt und betrieben mit dem Moralismus, manchmal sogar dem Fanatismus einer Religion. Dann wundert man sich, wenn manche Menschen nicht mehr mitmachen wollen, obwohl doch so logische Gründe dafür sprechen. Denn natürlich sind wir alle nicht perfekt, denn natürlich haben wir manchmal triftige Gründe, das Auto zu nehmen, Transporte, das Wetter, ein kaputtes Knie, ein Baby, unzureichende Verkehrsmittel! Es ist Unsinn, sich das gegenseitig vorzuwerfen.

Dennoch gilt, manchmal auf träge Gewohnheiten zu verzichten, bringt allen etwas!

Andreas Altmann schildert in Gebrauchsanweisung für die Welt folgende Beobachtung: „Doof sein ist leicht, viel leichter, als das Hirn in Betrieb zu nehmen. Das erinnert mich an Passagiere, die nach einem 12-Stunden-Flug in der Ankunftshalle die Rolltreppe benutzen, statt sich vor die erste Treppe zu knien, aus Dank, wieder den Leib spüren zu dürfen. Nichts würde sie physisch hindern, aber sie wollen träge sein. Dieses geistig-körperliche Versumpfen, dieses Fettwerden oben und unten, ist es das, wofür wir leben?“

„Ah, die Routine. Sie ist eines der gefährlicheren Gifte. Vor dem keiner von uns gefeit ist. Sie ist der Erzfeind der Neugier, sie ist das träge Fleisch, der innere Schweinehund, eine wahre Massenvernichtungswaffe.“

Minimalismus versus Opulenz

von Petra Stechele

Karl Lagerfeld hat vor Jahren einmal gesagt: „Zu viel darf nicht genug sein.“

Man könnte das beinahe als DAS Manifest des entfesselten Kapitalismus bezeichnen.

Aber dieser Satz spottet natürlich jeder Logik, denn zu viel ist zu viel. Das ist die schlichte Bedeutung der Wörter. Und dennoch die Natur lehrt uns nicht Knappheit, nicht Freudlosigkeit. Die Natur lehrt uns Opulenz, Fülle, Schönheit. Wenn wir sie nicht stören, ist sie durchaus fähig das hervorzubringen. Sie tut dies, indem sie ihre Abfälle als Nahrung wiederverwendet nach dem Prinzip: Waste is Food. Wir brauchen uns dabei nur einmal einen Kirschbaum in voller Blüte vorzustellen. Nur lehrt sie uns dabei auch die Regel der geschlossenen Kreisläufe.

Fülle, Reichtum und Opulenz sind nur in geschlossenen Kreisläufen möglich, wie das schon Michael Braungart vor langer Zeit festgestellt hat. Solange unsere Produktion, unsere Wirtschaft, unsere Zivilisation dazu nicht in der Lage ist, kann sie sich Opulenz und Fülle nicht erlauben. Sie kann es sich dann nicht erlauben, wenn sie die ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen in einem Maße verbraucht, das sich zerstörerisch auf das Leben der Zukunft auswirken muss. Zur Zeit wirbt der World Wild Life Fund (WWF) mit einem Plakat auf dem steht: „5€ retten eine bedrohte Art: dich! Der Amazonaswald schützt auch unser Leben. Schützen wir ihn.“ Das ist ein ernster Aufruf, uns darüber klar zu werden, wie viel wir zerstören von unseren eigenen Lebensbedingungen. Am besten schützen wir ihn, wenn wir uns für den Klimaschutz und gegen die Abholzung einsetzen. Schuld daran ist unser Lebensstil. Wir verbrauchen den Wald für Papier, für Plantagen, für Möbel.

Deshalb sollten wir hier mal den Minimalismus von seiner positiven Seite betrachten. Minimalismus heißt: ich beschränke mich auf das minimal Notwendige. In meinem privaten Leben kann ich das durchaus im Rahmen der geschlossenen Kreisläufe aufbrechen. Wenn ich es schön haben will, kann dekorieren mit Dingen, die ich in der Natur finde, mit Dingen, die ich wiederverwende, die ich aus dem Kreislauf für eine Zeit entferne, um sie später zurückzugeben.

Kürzlich war ich zu Besuch in Amsterdam, in einer Wohngegend mit sehr großen Fenstern zu den kleinen Gassen. Im Vorübergehen bei Dunkelheit sah ich plötzlich in einen hellerleuchteten vorhanglosen, loftartigen Wohnraum – und erschrak: denn er war bis auf den letzten Zentimeter vollgestellt mit Kram, die Leute hatten kaum Platz sich zu bewegen. Küchentheke und Esstisch waren voll mit Fläschchen, Figürchen, Geschirr und, und, und. Die Personen schienen beinahe darin zu verschwinden, erdrückt von all dem Zeug. Sie wirkten unbeweglich, eingeschränkt. Wie ein Teil ihres eigenen Museums. Ich stellte mir vor, darin leben zu müssen.

Ab und an wunderte ich mich, warum meine Nachbarn dreimal so viel Müll haben wie ich, warum bei ihnen ständig der Sperrmüll kommt und der ganze Hausrat vor der Tür landet. Ab und an wunderte ich mich, warum manche Menschen über nichts anderes mehr reden, als über ihre Shoppinggewohnheiten und –gelegenheiten. Ab und an wunderte ich mich, warum die Wohnungseinbrüche die Autodiebstähle an Zahl inzwischen überholt haben. Seit ich dieses Bild sah, wundere ich mich nicht mehr.

Minimalismus entlastet. Ich versuche seit einiger Zeit monatlich einen Wäschekorb voll nicht mehr benötigter Dinge, an das Sozialkaufhaus oder andere Einrichtungen zu spenden. Mit jedem Korb, den ich aus meinem Haus entferne, erleichtere ich mir gleichzeitig das Leben, weil sie meinen Haushalt verkleinern. Ich muss diese Dinge nicht verwalten, nicht umräumen, nicht anwenden, nicht benutzen und nicht pflegen. Zunehmend gewinne ich Zeit für Dinge, die mir wichtiger sind. Vor allem für soziale Kontakte. Selten benötigte Dinge kann man auch einmal ausleihen.

Auch hierzu findet sich ein schönes Zitat bei Andreas Altmann „Und so schleichen die einen davon, während die Müllmänner und Müllfrauen – all jene eben, die gern Müll shoppen – zurück in ihrem Viel-Tonnen-Haus bleiben, vor der Fünf-Tonnen-Garage, der Zwei-Tonnen-Blechkuh, ja sie selbst – die unbeweglichen Stubenhocker – schon zur Tonne mutierten: Weil so viel Besitz keinen Auslauf mehr erlaubt, weil er bewacht, umzäunt, diebstahlversichert, wasserversichert , feuerversichert, sturmversichert, alarmknöpfe-vermint, ja abgestaubt, neu gestrichen, frisch geschmiert, vertieft, erweitert, vergrößert werden muss. Damit sie im Kuhdorf Quakenbrück (nur ein Beispiel) jeden Tag um die Wette protzen können: Wer hat am dümmsten seine Lebenszeit vertan? Wer stirbt als Erster an Raffsucht? Wer will der Reichste auf dem Friedhof sein?“

Ja, so von der Hand zu weisen ist auch dieser Gedanke nicht, denn wie viele erkranken an dieser typischen Krankheit unserer gierigen Zeit, die man Burn-out nennt, arbeiten zu viel shoppen zu viel, oder sitzen zu viel oder zu lange im Büro oder vor den Bildschirmen. Denn zu viel ist eben zu viel! Sie bewegen sich zu wenig?

Ja, ich stelle täglich fest, wie es entspannt, wie es befreit, weniger Dinge benutzen, pflegen und sauber halten zu müssen. Es bringt Klarheit ins Leben. Und auf einmal brennt nichts mehr aus. Auf einmal hat man Zeit, Zeit für das, was Nathalie Knapp in ihrem Buch Kompass neues Denken als Resonanzerlebnisse bezeichnet: intensive Begegnungen und Gespräche mit interessanten Menschen. Begegnungen, die nichts kosten. Oder jene Flow-Erlebnisse, Tätigkeiten, die uns so viel Freude machen, dass wir darin völlig aufgehen.

Zeit eben. Die Zeit, zu leben.

Die Schriftstellerin Colette schrieb einmal: „Ich hatte eigentlich ein wunderschönes Leben. Leider habe ich es zu spät gemerkt.“

Brief an die Kanzlerin

Dipl.-Biol. Stefan Simonis
27, rue du Rhin
F-67860 Rhinau
Tel.: 0(033) 3 88 58 10 36

An
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin

Rhinau, den 21. November 2015

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

wohl wissend, dass Sie sehr beschäftigt sind, bitte ich Sie, sich die Zeit für diesen Brief zu nehmen. Zunächst möchte ich mich bei Ihnen für Ihre bisherige Haltung in der Frage der Aufnahme neuer Flüchtlinge bedanken. Auch ich bin ein „besorgter Bürger“, der sich fragt, wie wir alle diese Men­schen aufnehmen und versorgen können. Aber selbst wenn die Unterbringungsmöglichkeiten knap­per werden, bin auch ich der Meinung, dass wir Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und vor dem Tod durch Verhungern fliehen, zunächst einmal aufnehmen müssen. Sie Ihrem Schicksal zu überlas­sen, wäre unmenschlich.

Ich bitte Sie daher, weiterhin dafür zu sorgen, dass Menschen in Not bei uns Aufnahme finden. Da­bei sollte die Unterbringung in großen Lagern und Ghettobildung unbedingt verhindert werden, da sie zwangsläufig Aggressionen, Gewalt und Angst nach sich ziehen. Notwendig ist eine schnelle In­tegration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Aber ich bitte Sie auch, gleichzeitig für die Beseitigung der Fluchtursachen zu sorgen. Auf die Notwendigkeit hat u. a. Herr Dr. Köhler in einem Interview in der ZEIT vom 24. September 2015 (https://www.zeit.de/2015/39/horst-koehler-fluechtlinge-interview) hingewiesen.

Unser Lebensstil stürzt bereits jetzt Menschen in Not, weil beispielsweise die Stromerzeugung mit­tels Kohle, der Individualverkehr und der Flugverkehr sowie unsere Landwirtschaft Unmengen an Kohlenstoffdioxid ausstoßen und damit den Klimawandel antreiben. Unter den Folgen leidet beson­ders die Landwirtschaft in ärmeren Regionen, sodass dort Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt werden und ihre Heimat verlassen müssen. Bitte setzen Sie sich daher in Paris für wirkungsvolle und verbindliche Maßnahmen zur Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles ein.

Unser Wirtschaftsmodell ist menschenverachtend, weil wir durch den Zwang zu ständigem Wachs­tum auf einen steten Ressourcenzustrom angewiesen sind und enorme Energiemengen benötigen. Dies führt dazu, dass in den Ländern, aus denen wir unsere billigen Rohstoffe und Waren holen, in­folge von Verteilungskriegen und Umweltzerstörung Not herrscht und radikale Kräfte leichtes Spiel haben. Längst werden Kriege um Ressourcen nicht mehr nur in entlegenen Ländern geführt. Wie wir am 13. November wieder feststellen mussten, haben wir uns die Konflikte ins eigene Land ge­holt. Ich finde, das beste Mittel gegen diese Feinde ist nicht, Truppen zu entsenden, sondern ihnen die Grundlage für ihren Hass zu entziehen. Die bisherigen Versuche, Stärke zu zeigen, haben stets den Menschenfeinden im In- und Ausland genutzt. Rechte Scharfmacher, die am liebsten alle Flüchtlinge zurückschicken würden, sehen sich in ihrer Haltung bestätigt und die Extremisten in den Herkunftsländern werden dadurch noch mehr zusammengeschweißt. Nehmen Sie diesen Kräf­ten den Wind aus den Segeln und setzen Sie sich bitte für ein faires Handelssystem ein, das es den Menschen erlaubt, menschenwürdig zu leben. Unser bisheriges Wirtschaftssystem trägt nicht zur Lösung der Probleme bei, die es selbst verursacht hat. Es verschärft die Probleme nur weiter. Wenn wir dagegen den Zwang zu ständigem Wirtschaftswachstum – das schon logisch nicht möglich ist – aufgeben, haben wir auch die Chance, von Importen unabhängiger zu werden.

Ich bin mir bewusst, dass es nicht reicht, Bitten und Forderungen an die Politik zu stellen. Auch ich will meinen Beitrag leisten. Ich bemühe mich, ressourcenschonend zu leben. Daher vermeide ich so weit wie möglich Fahrten mit dem Auto, fahre mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich er­nähre mich fast ausschließlich von biologisch erzeugten Lebensmitteln, kaufe fair gehandelte Pro­dukte und konsumiere maßvoll. Ich möchte, dass auch unsere Kinder noch ein menschenwürdiges Leben führen können. Das geht aber meiner Überzeugung nach nur, wenn wir alle weniger konsu­mieren, Umwelt und Ressourcen schonen und fair miteinander umgehen. In einem Wirtschaftssys­tem, das auf ständigem Wachstum basiert, wird das nicht möglich sein.

Ich bitte Sie daher: Werden Sie Ihrem eigenen Anspruch als „Klimakanzlerin“ gerecht und sorgen Sie für verbindliche und wirkungsvolle Abkommen zum Klimaschutz. Setzen Sie sich für ein faires Handelssystem ein, das nicht den Großkonzernen, sondern den Menschen in den armen Ländern Entwicklungschancen bietet. Machen Sie sich für eine Postwachstumsgesellschaft stark. Sie wird kommen, ob wir es wollen oder nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Simonis

UnterstützerInnen:

Alina Kalk, Gengenbach
Jacintha Kellner, Günzburg
Marcus Kiesel, Wuppertal
Mathias Krohn, Axstedt
Johannes Küstner, Berlin
Ursula Mazouz, Merzhausen
Ute Michallik-Herbein, Augsburg
Diane Rauscher, Giebelstadt

Brigitte Rauscher, Giebelstadt
Hans Rochau, Augsburg
Steffen Schürkens, Freiburg
Petra Stechele, Augsburg
Prof. Dr.-Ing.Walter Stechele, Augsburg
Lutz Weseloh, Bremerhaven
Björn Wiele, Hamburg

Teilzeithelden

von Petra Stechele

Ich bin für die Umwelt nur als Teilzeitheldin unterwegs.

Ich habe Tage, da bin ich schwach, träge, da bin ich müde, da kränkle ich, da bin ich nicht willens, mich zu allem Ärger mit der Welt auch noch mit dem Umweltschutz herumzuplagen. Tage, an denen will ich mich nicht mit dem Fahrrad abmühen, weil mir der Sturm zu heftig ist und ich einen Schnupfen oder Kopfweh habe. Tage, an denen das Fahrradfahren keine Freude macht.
Ich besitze ein Auto und dann nehme ich es, weil es mir das Leben erleichtert, weil es meine Befindlichkeit verbessert, meine Verletzungen kuriert, weil ich es vollladen kann, mit allem, was ich brauche. Dann versuche ich, möglichst mit einer Runde alles zu erledigen, damit ich nicht fünfmal herumkurven muss.

Es gibt Momente, da will ich mal anders aussehen und habe ein tolles Kleidungsstück entdeckt, das nicht in das Umweltkonzept passt, aber eben toll ist zum Ausgehen. Es steht mir super! Dann nehme ich es – und freue mich, wenn andere feststellen, dass ich darin gut aussehe. Wenn sie mir Blicke schenken, die ich anders nicht bekomme.

Es gibt Momente, da möchte ich etwas essen, das nicht die ökologischen Kriterien erfüllt, weil ich eingeladen bin, weil es für mich der Inbegriff der Freude ist, Teil eines Festes, eine Belohnung für etwas, Teil der Geselligkeit mit anderen. Dann denke ich nicht darüber nach, vermiese niemand den Abend, dann esse oder trinke ich es.

Ich finde, dass es niemandem zusteht, mich dafür zu verurteilen. Denn niemand ist perfekt. Wir können den Umweltschutz nicht mit dem Fanatismus der Religionen betreiben, nicht indem die einen Gruppen die anderen abkanzeln, die etwas ein wenig anders sehen oder lösen wollen. Wir müssten uns zusammenschließen, statt uns im Besserwissen zu überbieten.

Im Detail können wir oft gar nicht sagen, welches Produkt wirklich umweltfreundlich ist. Im Detail ist das oft viel zu aufwändig. Im Detail sind wir damit überfordert. Wir haben bisher oft nur grobe Leitlinien und Empfehlungen, an die wir uns halten können, so oft es uns gelingt.
Aber ich kann auch nicht die Ausrede gelten lassen, ich schaffe es eh nicht, dann bemühe ich mich auch gar nicht, da unser Lebensstil die Welt ruiniert.

Ich kenne viele, die verzagt aufgeben, immer müde und immer schwach sind, die frustriert sind und denken: das hat doch alles keinen Sinn, das nützt doch nichts, das ist doch jetzt alles gar nicht wichtig, wo wir doch viel gefährlicheren Dingen ausgesetzt sind, als dem Klimawandel, wo uns doch der Terror droht. Denen möchte ich gerne antworten. Schaut doch genau hin! Seht ihr denn nicht die Zusammenhänge!?

Unser Lebensstil ist zu Recht in Kritik geraten ist, wird zu Recht von anderen angegriffen. Und „angegriffen“ hat in diesen Tagen eine traurige Doppelbedeutung erlangt. Denn wir machen uns mit unserem Lebensstil auch abhängig von anderen, wir verlieren unsere Freiheit und Selbstbestimmung, weil wir uns ihnen ausliefern, allein durch unseren immensen Energiebedarf.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann erkennen wir, dass unser Lebensstil den Terror finanziert. Das Geld mit dem wir unser Öl bezahlen, wird von den Saudis dazu verwendet – das ist kein Geheimnis – den Terror zu finanzieren. Die Medien haben davon berichtet.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann sehen wir Reiche, die immer reicher werden und Arme, die chancenlos bleiben. Gerade die Länder Afrikas und des Nahen Ostens wurden von uns Anfang des vorigen Jahrhunderts dazu ausersehen, uns als Rohstoffquellen und Kolonien zu dienen. Das hat unser Verhältnis zu ihnen geprägt. Wir haben ihre Kultur nie wirklich verstanden. Wir haben in unserem Eingreifen in diesen Ländern versagt, weil wir ihnen unsere Werte aufgezwungen haben, nicht zuletzt wegen unserer eigenen Interessen. Peter Scholl-Latour nennt dies den „Fluch der bösen Tat“. Er hat schon vor langer Zeit vor einer Entwicklung wie dieser gewarnt.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann sehen wir, dass die jungen Mitläufer des Terrors ja aus unserem Europa kommen, junge Leute, die offenbar durch die Maschen der Gesellschaft gefallen sind, die keine Perspektiven für ihr Leben sehen und in ihrer Selbsttötung ein erstaunliches einmaliges Sinnerlebnis sehen. Vielleicht auch die Erlösung aus einer unhaltbaren Leere, einer für sie unerträglichen Situation.

Es ist überhaupt ein Phänomen im Umweltschutz, dass fast alles, was wir wissen, schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt ist und vorhergesagt wurde. Doch wir haben es bisher meisterlich ignoriert. Vermeintliche Lösungen wie die Atomkraft haben sich als Irrwege erwiesen. Da bleibt mir nur der Versuch, meine Bedürfnisse zurückzunehmen, bis wirkliche Lösungen gefunden sind.

Wenn ich unsere Freiheit und unsere Werte erhalten will, dann muss ich mit meinem Lebensstil dafür sorgen, dass wir sie nicht verlieren. Zumindest immer wieder kann ich versuchen, meine Abhängigkeiten aufzubrechen und meine Freiheit erhalten, über mein Tun verantwortungsvoll zu entscheiden.

Drum bin ich für die Umwelt immerhin als Teilzeitheldin unterwegs.

Literatur:
Abdalrachman Munif, Salzstädte.
Peter Scholl-Latour, Der Fluch der bösen Tat.
Jenny Erpenbeck, Gehen, ging, gegangen.

Verzicht

von Stefan Simonis

Was ist Verzicht?

Bei einem Treffen umweltbewegter Menschen in Freiburg ging es darum, wie jede bzw. je­der von uns den eigenen Ökologischen Fußabdruck verkleinert. Eine Teilnehmerin des Treffens sagte, dass sie in diesem Jahr auf Bahnreisen nach Paris und Berlin zu Freunden und Verwandten verzichte. Darauf antwortete ich ihr, dass ich der Meinung sei, sie müsse ja nicht auf alles „verzichten“, zumal Bahnreisen einen kleinen Footprint hätten. Denn das Leben solle ja nach wie vor Spaß machen. Außerdem gefiele mir der Ausdruck „Verzicht“ nicht, weil er negativ besetzt sei. Da schwingt für mich Entsagung, Enthaltsamkeit aber auch so etwas von „gnädigem Überlassen“ mit. Darauf entflammte eine rege Diskussion zum Thema „Verzicht“, die mit der Feststellung endete, dass es legitim sei, den Ausdruck „verzichten“ zu verwenden, wenn die Unterlassung einer Handlung als solches empfunden wird.

Das Ergebnis der Diskussion ließ mir auf dem Heimweg keine Ruhe. Zu Hause angelangt nahm ich ein Herkunftswörterbuch zur Hand, um für mich zu klären, was mit „verzichten“ eigentlich gemeint ist. Danach bedeutet das von „Verzicht“ abgeleitete Verb „einen An­spruch aufgeben“, wobei mit Anspruch „eine rechtliche Forderung“ gemeint ist. Also heißt „verzichten“, dass ich etwas nicht einfordere oder tue, auf das ich ein Recht besitze. Ich kann also auf meinen Lohn verzichten, denn ich habe einen Anspruch darauf, weil ich da­für gearbeitet habe. Ich kann auch auf mein Wahlrecht verzichten, weil mir das vom Ge­setz zugesichert ist. Oder ich kann darauf verzichten, einen Betriebsrat zu wählen, obwohl ich einer Firma mit mindestens fünf wahlberechtigten ständigen Arbeitnehmern angehöre. Aber ich kann nicht auf Flugreisen, Fleischkonsum oder ein neues Handy verzichten. Es gibt keinen rechtlichen Anspruch darauf, das Klima zu schädigen, Mensch und Umwelt zu vergiften, Tiere zu töten oder andere Menschen auszubeuten. Zumindest habe ich das noch nirgendwo gelesen. Selbst das „Dominum terrae“ des alten Testamentes „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ kann so nicht verstanden werden. Hier geht es um Kultivierung und den ver­antwortungsvollen, fürsorglichen Umgang mit der Erde (https://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_terrae).

Ich verzichte auf nichts!

Ich empfinde es nicht als „Verzicht“, nicht mit dem Flugzeug zu fliegen. Es gibt so viel in Europa zu erleben, dass ich kein Flugzeug brauche. Die schönsten Urlaube waren meine Fahrradtouren in Frankreich. Dabei habe ich Landschaften viel intensiver erlebt als das mit dem Auto möglich ist. Und ich habe dabei viele nette Menschen kennengelernt. Außerdem ist es billiger als die Reise mit dem Flugzeug, wodurch ich nicht so viel arbeiten muss.

Irgendwann wollte ich ausprobieren, ob eine vegane Ernährung etwas für mich wäre. An­fangs war ich skeptisch, weil ich dachte, die Vermeidung tierischer Produkte sei schwierig und sowieso haftete dem Veganismus für mich etwas krankhaftes an, denn Vitamin B12 kommt nur in tierischen Produkten vor und muss deshalb irgendwie anders zugeführt wer­den. Aber meine Bedenken haben sich schnell verflüchtigt. Meine Zahnpasta enthält Vit­amin B12 und ich bin nicht so streng mit mir. Wenn ich auf Reisen bin, ist mir eine vegane Ernährung zu umständlich. Dann gibt es eben vegetarisches Essen, das bekommt man fast überall. Und wenn ich irgendwo zu Gast bin, pule ich nicht die Speckwürfel aus dem Essen. Solange ich nicht ständig tierische Produkte essen muss. Zu Hause probiere ich aus, was es an Möglichkeiten der veganen Ernährung gibt. Und es gibt viele leckere Mög­lichkeiten. Sie haben ihre eigene Qualität und Geschmack, den ich nicht mit tierhaltigem Essen vergleiche. Aber ich habe auch Rezepte für Gerichte gefunden, die im Geschmack kaum von nicht-veganem Essen zu unterscheiden sind.

Dass man Ängste hat, seine Gewohnheiten zu ändern, kann ich gut verstehen. Ich hatte selbst ein Auto, das ich jedoch recht selten nutzte. Als wieder einmal der TÜV-Termin an­stand, fuhr ich mit dem Auto in der Werkstatt, um – wie ich dachte – kleine Mängel behe­ben zu lassen. Das Auto für den TÜV fit zu machen, sollte jedoch mindestens 2.000 € kos­ten, obwohl ich in den zwei Jahren seit dem letzten TÜV-Termin nur 5.000 km gefahren war. Das war mir entschieden zu teuer und ich beschloss, mein dreizehn Jahre altes Auto abzuschaffen. Als ich das Auto auf dem Schrottplatz abgegeben hatte, überkam mich Pa­nik. Wie sollte ich jetzt meine Einkäufe machen? Wie sollte ich in die nächste Stadt kom­men? Konnte ich noch abends zu Veranstaltungen gehen? Mit der Zeit lösten sich diese Ängste auf. Ich kaufte mir einen Fahrradanhänger, mache aus jedem Stadtbesuch eine gemütliche Fahrradtour und übernachte nach Abendveranstaltungen bei Freunden. Ich fühle mich heute ohne Auto freier, weil viel Ballast weggefallen ist. Ich spare mir die Kos­ten für Autoreparatur, neue Autoreifen, Steuern, Versicherung, Tanken und Parkhaus. Jetzt muss ich nicht mehr das Geld verdienen, um mir das Auto leisten zu können. Größere Strecken fahre ich mit der Bahn und genieße es, selbst wenn die Bahn manchmal Verspä­tung hat. Auch mit dem Auto bin ich oft zu spät zu einem Termin gekommen, weil ich im Stau gestanden habe. Nur konnte ich im Auto nicht lesen oder mal ein Nickerchen machen. Und sollte ich wirklich ein Auto brauchen, dann leihe ich mir eins oder fahre mit dem Taxi. Mit dem Geld, dass ich durch die Abschaffung meines Autos gespart habe, kann ich mir das hin und wieder leisten.

Ich bin doch nicht blöd.

Was viele Menschen als Verzicht bezeichnen, nenne ich Befreiung von Zwängen und Bal­last. Warum soll ich Dinge konsumieren, die ich nicht brauche? Dafür müsste ich doch wie­der mehr arbeiten. Warum soll ich mir mit Geld, das ich nicht habe, Dinge kaufen, die ich nicht brauche, um Menschen zu beeindrucken, die ich nicht leiden kann? Ich fühle mich wohler, wenn ich nicht auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen lebe. Ich versuche so zu leben, dass ich die Natur und die Menschen möglichst wenige schädige. Das hat nichts mit „Gutmenschentum“ zu tun und ist erst recht keine besondere Leistung. Es klappt vielleicht nicht immer, aber es macht mir Spaß, herauszufinden, welche Möglichkeiten ich habe und sie umzusetzen. Das nicht zu tun, wäre für mich Verzicht.

Rohstoffe

Nicht nachwachsende Rohstoffe und wie wir mit ihnen umgehen

Hier findest du Filme zu Gewinnung und Nutzung von nicht nachwachsenden Rohstoffen. Während nachwachsende Ressourcen zwar begrenzt, aber zumindest bei nachhaltiger Nutzung theoretisch unendlich zu Verfügung stehen, sind nicht nachwachsende Rohstoffe endlich. Nachhaltig können diese nur genutzt werden, wenn sie nach ihrer Nutzung immer wieder und möglichst vollständig in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Für viele nicht nachwachsende Ressourcen, wie beispielsweise fossile Energieträger, ist dies aber grundsätzlich nicht möglich.

arte (23.03.21): Welche Rohstoffe schaden der Umwelt am meisten?

arte (02.02.21): Wie Spekulation ins Chaos führt

arte (14.07.20): Plastik überall

ZDF: Zement – Der heimliche Klimakiller

arte: Sand – Die neue Umweltzeitbombe

3sat: Sklavenarbeit für unseren Fortschritt – Seltene Erden

3sat scobel 19.11.2015: Rohstoffe

3sat 29.06.2017: Müll-Meister Deutschland

Plastik – Die Recycling-Lüge

ZDFzoom: Die Mogelverpackung – Wie öko sind Tetra Pak & Co.?
Das Märchen vom umweltfreundlichen Getränkekarton (Hintergrundpapier der DUH).