Schlagwort-Archive: Gesellschaft

image_pdfimage_print

Teilzeithelden

von Petra Stechele

Ich bin für die Umwelt nur als Teilzeitheldin unterwegs.

Ich habe Tage, da bin ich schwach, träge, da bin ich müde, da kränkle ich, da bin ich nicht willens, mich zu allem Ärger mit der Welt auch noch mit dem Umweltschutz herumzuplagen. Tage, an denen will ich mich nicht mit dem Fahrrad abmühen, weil mir der Sturm zu heftig ist und ich einen Schnupfen oder Kopfweh habe. Tage, an denen das Fahrradfahren keine Freude macht.
Ich besitze ein Auto und dann nehme ich es, weil es mir das Leben erleichtert, weil es meine Befindlichkeit verbessert, meine Verletzungen kuriert, weil ich es vollladen kann, mit allem, was ich brauche. Dann versuche ich, möglichst mit einer Runde alles zu erledigen, damit ich nicht fünfmal herumkurven muss.

Es gibt Momente, da will ich mal anders aussehen und habe ein tolles Kleidungsstück entdeckt, das nicht in das Umweltkonzept passt, aber eben toll ist zum Ausgehen. Es steht mir super! Dann nehme ich es – und freue mich, wenn andere feststellen, dass ich darin gut aussehe. Wenn sie mir Blicke schenken, die ich anders nicht bekomme.

Es gibt Momente, da möchte ich etwas essen, das nicht die ökologischen Kriterien erfüllt, weil ich eingeladen bin, weil es für mich der Inbegriff der Freude ist, Teil eines Festes, eine Belohnung für etwas, Teil der Geselligkeit mit anderen. Dann denke ich nicht darüber nach, vermiese niemand den Abend, dann esse oder trinke ich es.

Ich finde, dass es niemandem zusteht, mich dafür zu verurteilen. Denn niemand ist perfekt. Wir können den Umweltschutz nicht mit dem Fanatismus der Religionen betreiben, nicht indem die einen Gruppen die anderen abkanzeln, die etwas ein wenig anders sehen oder lösen wollen. Wir müssten uns zusammenschließen, statt uns im Besserwissen zu überbieten.

Im Detail können wir oft gar nicht sagen, welches Produkt wirklich umweltfreundlich ist. Im Detail ist das oft viel zu aufwändig. Im Detail sind wir damit überfordert. Wir haben bisher oft nur grobe Leitlinien und Empfehlungen, an die wir uns halten können, so oft es uns gelingt.
Aber ich kann auch nicht die Ausrede gelten lassen, ich schaffe es eh nicht, dann bemühe ich mich auch gar nicht, da unser Lebensstil die Welt ruiniert.

Ich kenne viele, die verzagt aufgeben, immer müde und immer schwach sind, die frustriert sind und denken: das hat doch alles keinen Sinn, das nützt doch nichts, das ist doch jetzt alles gar nicht wichtig, wo wir doch viel gefährlicheren Dingen ausgesetzt sind, als dem Klimawandel, wo uns doch der Terror droht. Denen möchte ich gerne antworten. Schaut doch genau hin! Seht ihr denn nicht die Zusammenhänge!?

Unser Lebensstil ist zu Recht in Kritik geraten ist, wird zu Recht von anderen angegriffen. Und „angegriffen“ hat in diesen Tagen eine traurige Doppelbedeutung erlangt. Denn wir machen uns mit unserem Lebensstil auch abhängig von anderen, wir verlieren unsere Freiheit und Selbstbestimmung, weil wir uns ihnen ausliefern, allein durch unseren immensen Energiebedarf.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann erkennen wir, dass unser Lebensstil den Terror finanziert. Das Geld mit dem wir unser Öl bezahlen, wird von den Saudis dazu verwendet – das ist kein Geheimnis – den Terror zu finanzieren. Die Medien haben davon berichtet.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann sehen wir Reiche, die immer reicher werden und Arme, die chancenlos bleiben. Gerade die Länder Afrikas und des Nahen Ostens wurden von uns Anfang des vorigen Jahrhunderts dazu ausersehen, uns als Rohstoffquellen und Kolonien zu dienen. Das hat unser Verhältnis zu ihnen geprägt. Wir haben ihre Kultur nie wirklich verstanden. Wir haben in unserem Eingreifen in diesen Ländern versagt, weil wir ihnen unsere Werte aufgezwungen haben, nicht zuletzt wegen unserer eigenen Interessen. Peter Scholl-Latour nennt dies den „Fluch der bösen Tat“. Er hat schon vor langer Zeit vor einer Entwicklung wie dieser gewarnt.

Wenn wir uns die Mühe machen, genau hinzusehen, dann sehen wir, dass die jungen Mitläufer des Terrors ja aus unserem Europa kommen, junge Leute, die offenbar durch die Maschen der Gesellschaft gefallen sind, die keine Perspektiven für ihr Leben sehen und in ihrer Selbsttötung ein erstaunliches einmaliges Sinnerlebnis sehen. Vielleicht auch die Erlösung aus einer unhaltbaren Leere, einer für sie unerträglichen Situation.

Es ist überhaupt ein Phänomen im Umweltschutz, dass fast alles, was wir wissen, schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt ist und vorhergesagt wurde. Doch wir haben es bisher meisterlich ignoriert. Vermeintliche Lösungen wie die Atomkraft haben sich als Irrwege erwiesen. Da bleibt mir nur der Versuch, meine Bedürfnisse zurückzunehmen, bis wirkliche Lösungen gefunden sind.

Wenn ich unsere Freiheit und unsere Werte erhalten will, dann muss ich mit meinem Lebensstil dafür sorgen, dass wir sie nicht verlieren. Zumindest immer wieder kann ich versuchen, meine Abhängigkeiten aufzubrechen und meine Freiheit erhalten, über mein Tun verantwortungsvoll zu entscheiden.

Drum bin ich für die Umwelt immerhin als Teilzeitheldin unterwegs.

Literatur:
Abdalrachman Munif, Salzstädte.
Peter Scholl-Latour, Der Fluch der bösen Tat.
Jenny Erpenbeck, Gehen, ging, gegangen.

Reisen

von Petra Stechele

Die Deutschen seien darin Weltmeister, kann man vielerorts hören. Humboldt hat es uns vorgemacht. Das Entdecker-Gen, das kürzlich die Wissenschaft in der DNA mancher Menschen gefunden hat, ein Teil der Deutschen hat es also geerbt. Sie besonders sind von Neugier getrieben, sie zieht es hinaus in die Welt. Unser Wohlstand ermöglichte es uns, aufzubrechen. Die Strukturen unserer Arbeitswelt ließen uns die Freizeit dafür.

Reisen ist ein Urtraum der Menschheit, ein Antrieb, die Welt zu erkunden, zu erforschen, seinen Erfahrungsraum auszudehnen, Grenzen auszuloten. Ein Antrieb, der die Zivilisation vorantreibt, die Menschen vom Tierreich abhebt. Homo sapiens, der, der weiß und wissen will. Der aber zunehmend auch erkennen sollte, wo seine Grenzen liegen und wann er seine Existenz und die seiner Mitmenschen in Gefahr bringt. Der, der mit seinem Wissen schöpferisch sein, der heilen kann, aber auch gefährden und zerstören. Der, dessen Gier aber zunehmend unsere Erde ausbeutet und „verbraucht“, auf Kosten der Nachwelt.

Reisen war ein Machtinstrument, von je her. Wer die Mittel hatte, der konnte seine Machtansprüche ausdehnen und in die Welt hinaustragen, der konnte erobern, Kolonien unterhalten und Handelswege ausbauen, der konnte damit Wirtschaftsmacht aufbauen. Abdalrachman Munif beschreibt in seinem Roman „Salzstädte“, wie die freien unabhängigen Beduinen durch die ölsuchenden Amerikaner langsam in den Bann der modernen Technik geraten und die lokalen Scheichs durch Einsatz moderner Medien erstmals überhaupt zu Machthabern werden, weil sie ihren Willen „broadcasten“ können, kundtun und versenden. Damit werden die Menschen zu Untertanen, zu Mitläufern und Gegnern, damit entstehen Politik und Machtausübung. Unfrieden kann weitergetragen werden. Aus einem Streit wird ein Krieg. Damit fallen sie dem Machtstreben des Westens anheim. Schon viel früher hatten die ersten Global Players weltweiten Handel betrieben. Die Welser hatten die ersten Sklavenmärkte in Coro in Südamerika begründet, ganze Gebiete entvölkert und Menschenhandel betrieben, um ihre Kolonie zu unterhalten. (J. Denzer, 2003)

Reisen, begonnen hatten sie mit mühsamen und abenteuerlichen Expeditionen auf den Rücken von Tieren oder in selbst gebauten Schiffen. Die ersten davon hatten Jahre in Anspruch genommen und viele Opfer gefordert. Menschen hatten sich dafür in Lebensgefahr begeben und oft auch mit ihrem Leben bezahlt. Opfer, die nicht gescheut wurden, wir haben den Mond erreicht und sind ins Universum vorgedrungen. Doch die Reisen für jedermann, die sind es nun, die zunehmend in den Fokus der Kritik geraten, weil sie mehr als alles zuvor globalen Schaden anrichten. Reisen, die mit der Demokratie für fast jeden zugänglich wurden und dadurch zum Massenphänomen, wurden damit zu einem Problem.

Reisen ist Selbsterkenntnis. … „Reisen“ – sagt Andreas Altmann „[…] ist natürlich auch eine Reise in das eigene Herz.“ Immer erfährt man etwas über die Welt, über die Menschen und über sich selbst.

„Reisen ist wie Geschenke einsammeln.“ So sagt er. „Wer Glück hat, der geht jeden Tag – überhäuft damit – schlafen.“

„Reisen strengt an. Nie bleiben können, immer Abschied nehmen und Weggehen, das höhlt, das leert das Herz.“

Reisen bildet. Es öffnet uns für fremde Menschen und Kulturen, die wir nicht kennen und verstehen würden, wenn wir ihre Länder und Kontinente nicht bereist und über sie erfahren, gelesen oder Filme gesehen hätten. Es hat uns auch eine neue Empathie gegeben, weil wir erkennen, welche „Zumutungen anderen zugemutet werden“. Es gewährt uns aber auch „Einblicke in die eigenen Abgründe“ und Engstirnigkeiten.

„Reisen“, so sagt er auch „ist Flucht“ vor den „immer gleichen Bewegungen“, dem „gleichen Stumpfsinn des Überlebens“, „ein zweites Leben […] ein anderes, ein für die Plattheit des Alltags unerreichbares.“ Aber was bringt uns dazu, zu flüchten? Eben genau jene Arbeitswelt, der wir unseren Wohlstand einerseits verdanken, die uns aber zunehmend mit ihrem Leistungs- und Wachstumszwang, mit ihrem Drängen nach Überall-von-allem-immer-mehr-und–immer-schneller in zunehmende Unfreiheit und unerträgliche Zwänge stürzt und unser Leben zu Hause oft kein wirkliches Leben mehr sein lässt. Müssen wir also nicht zuerst unser tägliches Leben lebenswert einrichten, statt die Flucht zu ergreifen und dem Reisen damit den ihm gebührenden Stellenwert zuweisen?

Reisen ist ein Wirtschaftsfaktor. Ganze Landstriche, ganze Staaten leben davon, dass Touristen kommen. Wenn sie ausbleiben, ist das „Wirtschaftswachstum“ in Gefahr. Und die wenigsten können sich vorstellen, wie Wirtschaft ohne Wachstum aussehen kann. Das liegt aber nur daran, dass wir nicht gewohnt sind, anders zu denken. Wer in die Geschichte blickt, der weiß, dass all diese Dinge ihre Anfänge haben. Jahrtausende haben Menschen gelebt, ohne eine Ahnung vom Wirtschaftswachstum zu haben. Doch fraglos hat es dazu geführt, dass auch „kleine Leute“ reisen können. Doch genau das gerät jetzt in Gefahr. Mit der Krise, die sich als Weltkrise, als Umweltkrise präsentiert, wird das immer fragwürdiger und es muss zuerst eine „gerechtere“ Verteilung der Güter und des Wohlstandes stattfinden. Auch die Kritik am Reisen wurde erst dadurch möglich, dass wir selbst die Folgen unseres Tuns in anderen Ländern vor Augen haben. Wir haben auch in der Flüchtlingskrise ein Symptom dieser Weltkrise zu sehen, die wir selbst mitverursacht haben. Wenn in diesen Ländern die Lebensumstände unerträglich werden, nehmen die Menschen in ihrer Verzweiflung die lebensbedrohlichen Gefahren einer Flucht auf sich.

Reisen ist nötig. Viele Berufe sind auf Reisen angewiesen. Nachrichten aus aller Welt können uns nur in unabhängiger Form zukommen, wenn eigene Reporter in der Welt unterwegs sind. Firmen produzieren im Ausland, haben Zweigwerke in anderen Ländern eingerichtet. Wir sind gewohnt Produkte von überall her zu bekommen, Waren werden unzählige Male zwischen Kontinenten hin- und hergeschickt, bis sie ihr Endziel erreichen. Wissenschaft lebt vom Austausch: Studien, Spracherwerb und Ausbildungen werden teilweise im Ausland absolviert, um den Horizont zu erweitern, Austausch wird als wesentlicher Ausbildungsteil gesehen. Längst sind Familienmitglieder in alle Himmelsrichtungen verstreut und werden natürlich auch besucht. Die Globalisierung ist nicht umkehrbar. Sie hat uns längst alle erreicht.

Reisen ist Luxus. Im Herbst findet in Nürnberg eine Podiumsdiskussion statt, bei der es um nachhaltiges Reisen und um Qualität beim Reisen gehen soll. Aber was ist das eigentlich? Gibt es nachhaltiges Reisen. Einer der Teilnehmer ist der Meinung, dass es sich um Selbstbetrug handelt, denn Reisen wird nie nachhaltig sein. Das ist richtig, denn sobald Verkehrsmittel benutzt werden, kann davon nicht mehr gesprochen werden. Der Einsatz fossiler Brennstoffe als Energieträger ist nicht nachhaltig und auch die Hotels sind es nicht. Sobald wir nicht Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, schädigen wir die Umwelt. Billigflüge aber gefährden unser Klima im besonderen Maß, weil Flugzeuge ihr Abgas in einer Höhe ausstoßen, die besonders klimarelevant und sensibel ist. Überall, wo in Massen verbraucht wird, entsteht ein Nachhaltigkeitsproblem. Überall, wo Menschenmassen in die Natur vordringen, leidet diese darunter. Überall, wo in Massen konsumiert wird, entstehen auch Schäden durch übermäßigen Ressourcenverbrauch und Müll. Ganz abgesehen davon, dass bei vielen Reisenden nicht einmal das Bewusstsein dafür vorhanden ist.

Das soll aber nicht besagen, dass man nicht die Schäden reduzieren kann, in dem man das umweltfreundlichste Verkehrsmittel wählt und Unterkünfte, die sorgsamer mit Material und Müll umgehen.

Reisen ist zu hinterfragen. Es muss sich gefallen lassen, dass besonders sorgfältig abzuwägen sein wird, ob der Nutzen einer Reise den Ressourcenaufwand und den verursachten Schaden in irgendeiner Weise rechtfertigen kann und auch wie diese zu reduzieren sind und Schäden ausgeglichen werden können.

Kürzlich las ich ein Interview mit dem Protagonisten des Films „Boyhood“, E. Coltrane. Er sagte nun, nach dem Ende des Films wisse er noch nicht, was er werden wolle, denn: „Warum soll ich jetzt ein Leben aufbauen, von dem ich weiß, dass es in zehn Jahren so nicht mehr zu leben ist.“

Der Satz klingt deprimierend, entspricht aber wohl eher einer gewissen Nachdenklichkeit. Coltrane geht vielmehr davon aus, dass unsere Kultur so, wie sie sich derzeit darstellt, ein Auslaufmodell sein wird und sich etwas Neues auftut, „er möchte nicht Teil eines Problems sein, sondern nach Lösungen suchen“. Wir kennen noch nicht die Antworten, aber immerhin die Fragen. „Ich will lernen, ein Mensch zu sein.“ so sagt er.

Über Schönheit und Konsum

von Petra Stechele

Im Ausland stellte sie fest, dass die Verwandlung von Musik in Lärm ein weltweiter Prozess war, der die Menschheit in die historische Phase der totalen Hässlichkeit eintreten ließ. Die Totalität der Hässlichkeit äußerte sich zunächst als allgegenwärtige akustische Hässlichkeit: Autos, Motorräder, elektrische Gitarren, Pressluftbohrer, Lautsprecher, Sirenen. Die Allgegenwart der visuellen Hässlichkeit würde bald folgen“, sagt Milan Kundera in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. „Ohne es zu wissen, komponiert der Mensch sein Leben nach den Gesetzen der Schönheit, sogar in Momenten tiefster Hoffnungslosigkeit.“

Wahrnehmung ist individuell und unterliegt zeitbedingtem Wandel. Schönheitsideale verändern sich. Globalisierung und „Massenkonsum“ haben eine Welt der „Massen“ entstehen lassen, in der alles auf ein grausiges jämmerliches Mittelmaß nivelliert wird. Da nützt uns auch das Guinness-Buch der noch viel traurigeren Rekorde nichts, die nur beweisen, was Menschen tun, um einmal im Leben “jemand zu sein“. Immer absurder werden die Versuche, denn leicht ist es nicht, sich hervorzutun – und hervortun müssen wir uns.

Wer sich die meisten Reißzwecken durch die Zunge pierct oder einbeinig über Flaschenhälse balancieren kann, fühlt sich als Held, als Held der Flaschenhälse und Reißzwecken. Wir müssen Bungee springen, um unser Herz schlagen zu hören, weil man uns schon Shopping als Abenteuer verkauft. Herausragen aus der Masse! Irgendwie muss es doch möglich werden! Der Konsum wird beständig angekurbelt damit, dass man uns einredet, wenn wir ein Produkt erwerben, dann sind wir ein ganz anderer Mensch, ein viel besserer, ein ganz besonderer. Und wenn wir feststellen, dass es auch diesmal wieder nicht geklappt hat, dann kaufen wir das nächste, fallen auf ein anderes Produkt herein. Diesmal – aber wirklich! – macht es uns schöner, begehrenswerter, erfolgreicher, gefragter, besonders!! Für wie lange?

Das bringt uns die verlorene Schönheit nicht wieder. Architekten betrauern die tristen gleichförmigen Vorstädte, Horte ideenloser Fadheit und Monotonie. Gebäude, die nach 12 Jahren abgerissen werden, billig und hässlich erbaut, nur auf kurzfristigen Nutzen getrimmt, rücken sie uns als Geschwüre im Stadtbild ins Blickfeld. Geschäfte verkommen zu Baracken in Gewerbezentren, ein Shoppingkarree reiht sich an das andere, Konzentrationslager des Konsums. Der fahle leidende Konsument darin hechelnd im Entscheidungszwang, unfreundlich misshandelt von gehetzten Verkäufern, frönt seinem zwanghaften Wahn, fürchtet zu „verhungern“, wenn er nicht sofort wieder „Nahrung“ bekommt, „Food“, das morgen schon „Waste“ ist. Die meist rotgelben, ab und an noch blauen, um Aufmerksamkeit buhlenden Werbeschilder gieren billig billig billig nach uns und lassen uns noch fahler erscheinen. Nuancen verblassen zur Farblosigkeit unter den Knalleffekten und bringen der Ästhetik den raschen Tod auf pinkfarbenen und speigrünen chinesischen Gummitretern, frisch entronnen dem 1Euroshop, der nichts hat, was irgendjemand wirklich bräuchte.

Ferienhaussiedlungen, die ganze Gebirgszüge säumen, Landflächen bedecken, für die Hügel abgetragen wurden, um ihnen Reihenhäuser aufzusetzen, die die meiste Zeit unbewohnt sind. Seen und Flüsse entwässert, um Swimmingpools zu füllen in endlosen Siedlungen von einförmiger Künstlichkeit und Golfplätze zu berieseln. Felder, die folienbedeckt und giftbesprüht sich erstrecken, soweit das Auge reicht, Strände gesäumt von Betongeschwüren.

Megacities, leerstehende Hochhaustürme, Kunstinseln, die sich das Meer zurückholt. Menschen schrumpfen zu Ameisen und Käfern, im Dunkel von U-Bahnschächten bleich und zerknittert in Ölmief und Gestank überhitzter Bremsen, ohne Licht, ohne Sonne, ohne einen Hauch von Luft, außer der Zugluft, die die Ausdünstungen Hunderter hastender Menschen durch die Schächte peitscht. Nichts sehen von der Stadt, von der Welt, bleiche Maden, die irgendwo blinzelnd ans Licht kommen, orientierungslos auftauchen im Abgas der sich stauenden Pkws durch bombastische Regierungs- oder tote Büroviertel.

Orte, Natur, die man früher als schön empfand, werden nun unbetretbar, ohne Gegenwehr zerstört, was einst alle anzog. Tourismus fällt wie Heuschrecken ein, weidet Gebiete ab, den Kahlschlag ästhetischer Vernichtung zurücklassend.

Die Macht der Verführung , die Schwäche der Verführbarkeit weltweit, der kein Volk letztlich widerstand. Weil wir nichts durchschauen, übernehmen wir die Verantwortung für unsere (politischen) Entscheidungen nicht. Wir haben ein fehlgeleitetes Schönheitsideal: Normiertes, Wiederholbares, „Geschöntes“, Monotones erscheint als schön, nicht das Einzigartige, das Besondere. So erzeugen wir Massenkultur und Langeweile – und gieren nach Neuem, immer wieder Neuem. Und doch bleibt es bloß Masse, Massenware. Welch ein Widerspruch! Unser Versuch einzigartig sein zu wollen, erreicht das genaue Gegenteil.

„Lieber flüchten, um der Niedertracht des Alltags zu entkommen, dem Geheul der Wachstumsnarren und ihren penetranten Aufrufen zum Anhäufen von Klimbim. Nie habe ich einen dieser Marktschreier plärren hören: „Lasst euer Hirn anschwellen! Mehrt euren Mut! Werdet tapferer! Verschwendet mehr Liebe! […] Steigert euren Empathie-Quotienten! Vervielfacht eure Sehnsucht nach den – André Gide hat darauf bestanden – émotions fortes, den starken Gefühlen! Ja, denkt mehr! Lest mehr! Spürt mehr!“ Nie gehört. Nur ihren ultimativen Krimskrams wollen sie loswerden, dessen Erwerb die Glücksspanne von fünf Minuten nicht überschreitet.

[…] Wollen wir nicht, wenigstens ab und zu Aristoteles zuhören, der eines blau strahlenden Morgens vor 2400 Jahren auf dem Marktplatz von Athen stand und entzückt ausrief. „Noch nie sah so viele Dinge, die ich nicht brauche!“

Und so schleichen die einen davon, während die Müllmänner und Müllfrauen – all jene eben, die gern Müll shoppen – zurück in ihrem Viel-Tonnen-Haus bleiben vor der Fünf-Tonnen-Garage, der Zwei-Tonnen Blechkuh, ja sie selbst – die unbeweglichen Stubenhocker – schon zur Tonne mutierten: Weil so viel Besitz keinen Auslauf mehr erlaubt, weil er bewacht, umzäunt, diebstahlversichert, alarmknöpfe-vermint, ja abgestaubt, neu gestrichen, frisch geschmiert, vertieft, erweitert, vergrößert werden muss. Damit sie im Kuhdorf Quakenbrück (nur ein Beispiel) jeden Tag um die Wette protzen können: Wer hat am dümmsten seine Lebenszeit vertan? Wer stirbt als Erster an Raffsucht? Wer will der Reichste auf dem Friedhof sein. Wer hat noch immer nicht kapiert, dass hinter Quakenbrück die Welt anfängt?

Die intensive Beschäftigung mit erlesen abgestimmtem Zubehör als Ersatz für ein lauwarmes Herz.

Aber ich fühle, als wäre ich die Erde selbst. Jede Warze Hässlichkeit, jeder Betonklotz, jede Schneise Raffgier in einen Wald, jeder Ruf nach noch mehr Luxus, nach noch mehr Fressen, nach noch mehr Ansprüchen, nach noch mehr „Nie-den Hals-Vollkriegen“ ist ein Schwinger auf mein Herz. Ich verkrafte sie einfach nicht mehr, die Profitganoven, deren Maß aller Dinge einzig ihre Maßlosigkeit ist.

Wie sagte es Karl Lagerfeld kürzlich: „Zu viel darf nicht genug sein.“ ( gesamter Textauszug aus „Gebrauchsanweisung für die Welt“ von Andreas Altmann)

Romantischere“ Lebensstile blühen zum Glück als Gegenbewegung auf: Generationenhäuser, Selbstversorgerdörfer, (Künstler-)Wohngemeinschaften, Sharing und Upcycling-Ideen, Nahrungsmittelkooperativen und vieles mehr. Warum nicht hier Einzigartiges leisten? Warum nicht ohne Ausbeutung der Natur, der Welt, kreativ leben, wirklich etwas erleben, etwas erzeugen, etwas kreieren? Warum nicht hier etwas Neues wagen?

Der geschenkte Planet

Nach dem Öl beginnt die Zukunft

der geschenkte planetArmin Reller & Heike Holdinghausen
Westend Verlag 2014, bpb 2015
Frankfurt am Main. 224 Seiten.

Heilung von der Ölsucht

Öl wird teuer und knapp, das steht fest. Doch ist damit das Ende des Ölzeitalters bereits eingeläutet? Und wie kann der Übergang in eine postfossile Welt gelingen? Armin Reller und Heike Holdinghausen zeigen, welche Chancen wir nutzen sollten, damit nach dem Öl die Zukunft beginnen kann.

Erneuerbare Energien aus Wind und Sonne, geschickt an regionale Bedürfnisse angepasst; recycelbare Kunststoffprodukte, die lange genutzt werden; Verfahren, die Kohlenstoff aus Kohlendioxid als Rohstoffbasis nutzen. Welche Wege sollten wir weitergehen? Die Autoren klären in ihrem Buch „Der geschenkte Planet“ auf, machen aber auch klar: Technik allein ist niemals nachhaltig, immer kommt es darauf an, wie sie genutzt wird. Unsere Verantwortung für die Erde verlangt von uns, überlegt und bewusst mit den Ressourcen umzugehen. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft wird nur gelingen, wenn wir Bürger an Infrastruktur- oder Industrieprojekten beteiligt werden. Bildung und Demokratie sind daher vielleicht die wichtigsten Ressourcen der Rohstoffwende.

Countdown

Hat die Erde eine Zukunft?

weismanAlan Weisman
Piper Verlag 2013.
München. 573 Seiten.

Wir können den zeitlichen Wettlauf nicht gewinnen, denn immer mehr Menschen produzieren immer mehr Müll, verbrauchen mehr Ressourcen und stoßen mehr CO aus. Bisherige Versuche, die großen Umweltkatastrophen abzuwenden, indem wir den Konsum einschränken und auf erneuerbare Energien umsteigen, kommen gegen die Folgen einer stetig wachsenden Bevölkerung nicht an. Einziges Lösungsszenario für unser Überleben ist, dass wir weniger Menschen werden. Aber was bedeutet das für uns persönlich? Können und wollen wir Menschen zwangsverpflichten, kein oder nur ein Kind zu bekommen? Wie kann so eine gravierende Veränderung in verschiedenen Kulturen durchgesetzt werden?

Mit seinem Buch „Countdown“ erweckt Weisman den Eindruck, die besonders bevölkerungsreichen Nationen seien an der Übernutzung der weltweiten Ressourcen schuld. Leider übersieht er, dass gerade die an Bevölkerungszahl abnehmenden Industrienationen die weitaus meisten Ressourcen verbrauchen und damit die Umweltkatastrophen verursachen. Natürlich werden auch die Schwellenländer in Zukunft mehr Ressourcen verbrauchen, doch die bevölkerungsreichen armen Länder werden sicher nicht in diesen Genuss kommen. (Stefan)

Showdown

Der Kampf um Europa und unser Geld

Dirk_Mueller_ShowdownDirk Müller
Droemer Knaur 2014.
München. 304 Seiten.

Dirk Müller – »Mr. Dax«, Bestsellerautor, Deutschlands populärster Wirtschaftserklärer – schildert den zweiten Akt des Währungs- und Wirtschaftsdramas, das seinen Schauplatz längst von den USA nach Europa verlagert hat. Er rekapituliert die fundamentalen Fehlentscheidungen bei der Konstruktion des Euro, zeigt auf, welche Triebkräfte am Werk waren, wer Profit daraus zog und wer heute ein massives Interesse am Zerfall eines starken europäischen Währungs- und Wirtschaftsraumes hat. Denn die aktuelle Krise ist nicht nur das Ergebnis maßloser Staatsschulden, sie ist auch Ausdruck eines amerikanisch-europäischen Wirtschaftskrieges, der hinter den Kulissen tobt. Müller zeigt, welche Möglichkeiten Europa und Deutschland offenstehen, er benennt Chancen und Gefahren.
Für die Taschenbuchausgabe hat Dirk Müller seinen „Spiegel“-Bestseller erweitert und aktualisiert um ein grundlegendes Kapitel zum Konflikt zwischen den USA, Europa und Russland um die Ukraine.
Ein Buch, dessen Brisanz täglich neu bestätigt wird.

Das Buch „Showdown“ behandelt nicht den Footprint (Müller bezweifelt den Einfluss des Menschen auf das Klima), sondern den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik. Es wird deutlich, warum politische Entscheidungen meist wenig zukunftsfähig sind. Sehr lesenswert!

Stadt, Land, Überfluss

Warum wir weniger brauchen, als wir haben.

Stadt, Land, ÜberflussJörg Schindler
S. Fischer Verlag 2014
Frankfurt am Main, 271 Seiten.

IMMER MEHR, IMMER BESSER, IMMER SCHNELLER?
Es geht auch anders: Da ist der ehemalige Bankdirektor, der jetzt Suchtkranke betreut und plötzlich wieder Zeit hat. Die Designerin, die keine Lust mehr hat auf Dinge, die die Welt nicht braucht und jetzt nicht normgerechtes Gemüse vor dem Abfall rettet. Da ist der Fußballverein, der sich nicht ausverkauft und trotzdem erfolgreich ist.
Jörg Schindler erzählt in Stadt, Land, Überfluss von Menschen, denen es nicht um Profit geht, deren Ziel nicht Wachstum um jeden Preis ist. Was sie verbindet, ist keineswegs purer Verzicht oder weltabgewandtes Aussteigertum. Durch ein bewusstes Weniger ergibt sich ein Gewinn an Lebensqualität, mehr Zeit und Zufriedenheit. Schindlers spannende Geschichten aus unserem Land des Überflusses sind Anstiftungen zum Umdenken: die Gesellschaftsdebatte zum Konsum- und Wachstumswahn
*** Dieses Buch macht Lust auf weniger – und ist deshalb ein Gewinn! ***

Damit gutes Leben einfacher wird

Perspektiven einer Suffizienzpolitik

290413_gutes_leben_blau_290413.inddUwe Schneidewind & Angelika Zahrnt
oekom verlag 2013
München. 176 Seiten.

Immer mehr Menschen drosseln ihren Fleischkonsum und Plastikverbrauch oder ziehen Car-Sharing-Angebote dem eigenen Auto vor. Um den Energie- und Ressourcenverbrauch unserer Gesellschaft zu senken, muss diese Öko-Avantgarde jedoch in eine Massenbewegung transformiert werden. Hierzu bedarf es einer Fokussierung der Politik auf wirksame Suffizienzstrategien. Den Autoren gelingt es, die Idee des Maßhaltens erstmals in ein politisches Programm zu überführen und zu zeigen, wie es sich weitab von totalitärem Zwang in politische Praxis übersetzen lässt. Ein mutiger Vorstoß, das kontroverse Thema Suffizienzpolitik auf die politische Agenda zu setzen!

Die Debatte um den Veggie-Day hat gezeigt: sehr schnell wird das alte Konfliktmuster „Freiheit vs. Staat“ aktiviert. Selbst das eingestaubte Bild einer „Ökodiktatur“ dient wieder als Schreckgespenst und Wahlkampfhilfe. Dabei lohnt es sich sehr wohl, über das Verhältnis von Staat und individueller Freiheit zu streiten. Uwe Schneidewind und Angelika Zahrnt zeigen in dem Buch, wie dieses Verhältnis im Zeitalter der Nachhaltigkeit neu auszutarieren ist und ein zeitgemäßer Liberalismus aussehen kann.

Das Buch erweitert den Blick auf die Debatte über die Wohlstandspolitik und es provoziert. Es verbindet die individuelle Suche nach dem guten Leben mit der Aufforderung an die Politik, diese Suche zu erleichtern und zu unterstützen. Wo hat die individuelle Konsumfreiheit heute ihre Grenzen, wenn wir – wie z. B. beim Klimawandel – um ihre weltweiten Folgen wissen? Wer hat die Verantwortung dafür, dass ökologische Grenzen eingehalten werden? Welchen Handlungsspielraum hat das Individuum und wie kann Politik ihn erweitern? Eine gute Politik sorgt dafür, dass eine Vielfalt individueller Lebensstile möglich ist, ohne die Lebensentwürfe anderer einzuschränken. Sie schafft Möglichkeitsräume für gutes Leben, so die beiden Autoren.

Von einer ökologisch orientierten Wirtschaftsordnung über die Gestaltung einer auf das richtige Maß setzenden Stadt- und Verkehrspolitik bis zu neuen Impulsen in der Verbraucher-, Arbeits- und Gesundheitspolitik reichen dabei die Ansatzpunkte einer Suffizienzpolitik. Das Buch zeigt die Ansätze auf und entwickelt daraus ein umfassendes politisches Programm.

Die englische Fassung des Buches steht auf dem Publikationsserver des Wuppertal Instituts zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Leseprobe

Grüne Lügen

Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft – wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten

Cover-Schmidt-Bleek

Friedrich Schmidt-Bleek
Ludwig 2014
München. 304 Seiten.

Schluss mit der grünen Volksverdummung!

Deutschland tut etwas in Sachen Umweltschutz? Wir sind auf dem richtigen Weg? Von wegen! Während uns Politik und Wirtschaft mit sogenannter Umweltpolitik von Elektroauto bis Energiewende Sand in die Augen streuen, bleiben die dringendsten Reformen auf der Strecke. Prof. Schmidt-Bleek zeigt: Wir laufen in die falsche Richtung, und Politik und Wirtschaft führen uns immer weiter in die Irre. Er weiß aber auch: Wir können noch umkehren. Und er erklärt uns wie. Ein Pionier der Umweltforschung, mahnt er seit Langem: Wir brauchen eine Ressourcenwende, wenn wir auf diesem Planeten eine Zukunft haben wollen. Unsere »Umweltschutzmaßnahmen« reduzieren zwar den Schadstoffausstoß, erhöhen aber unseren Bedarf an Ressourcen: Wir verbrauchen mehr Wasser, seltene Erden und andere Rohstoffe. Um an diese zu gelangen, zerstören und verschmutzen wir immer schneller immer mehr Land und befördern dadurch den Klimawandel, den wir eigentlich bremsen wollen. Es ist schon lange höchste Zeit, einen neuen Weg zu beschreiten!

„Friedrich Schmidt-Bleek schreibt gut verständlich, seine Argumente sind überzeugend, seine Beispiele einleuchtend und konstruktiv. Ihm ist klar, dass Unternehmen und Techniker sich keine besondere Mühe geben werden, den Ressourcenverbrauch zu minimieren, solange der Verbrauch von Natur nichts kostet. Deshalb plädiert er für ein grundsätzliches Umdenken: Wer private Mobilität will, könne ein Auto leasen, mit anderen teilen, es ausleihen. Die einfachste Variante aber, Ressourcen einzusparen, sei eine deutlich verlängerte Lebensdauer der Produkte, so der Autor.

Hält ein Automotor über eine Million Kilometer statt nur über zweihunderttausend, verbraucht er viermal weniger Ressourcen. Zwar benötige man nun reparaturfreundlichere Produkte, auch koste verminderte Produktion Arbeitsplätze, aber die bei Service und Reparatur neu geschaffen wären zahlreicher. Zudem, schlägt der Autor vor, sollten Ressourcen besteuert und die Arbeitslohnkosten gesenkt werden.

Es sieht derzeit nicht so aus, als ob die gut begründeten Vorschläge des Umweltexperten von Wirtschaft und Politik ernst genommen werden.

Schade, denn sie verdienen wirklich das Label Nachhaltigkeit.“ Johannes Kaiser, 16.07.2014 Deutschlandradio Kultur

Leseprobe

Einfach.Jetzt.Machen!

Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.

Rob Hopkineinfach jetzt machens
oekom Verlag 2014
München. 189 Seiten.

Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Der ganze Erdball steht Peak Oil und dem Klimawandel ohnmächtig gegenüber. Der ganze Erdball? Nein! Mehr als 1000 engagierte Kommunen und Initiativen haben begonnen, vor Ort Widerstand zu leisten. Die Bewegung, die sie eint, heißt Transition, ihre Ziele: Krisenfestigkeit und der Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Ob es nun darum geht, Solaranlagen zu errichten, gemeinsam zu gärtnern oder sich bei der Erstellung einer Homepage zu unterstützen, ob in Seattle eine »Tool Library« ins Leben gerufen wird oder eine »Pflückoasen« im hessischen Witzenhausen – überall auf der Welt werden Menschen aktiv und nehmen ihre Zukunft wieder selbst in die Hand. Anhand zahlreicher Beispiele des Gelingens schildert das Buch, wie man Probleme vor Ort identifiziert, Lösungen entwickelt und Mitmenschen mobilisiert, frei nach dem Motto: »Mit lokalem Tun die Welt verändern.«

„Die meisten Beispiele in Rob Hopkins Buch stammen aus Großbritannien. Einige internationale Initiativen sowie ein Exkurs in den deutschsprachigen Raum runden die Vielfalt der Aktivitäten ab. Ergänzt wird das Buch durch eine Art Serviceteil, in dem interessierte Nachahmer Kontaktadressen und Vernetzungsmöglichkeiten finden. Der Titel des Buches „Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen können“ ist Programm und macht tatsächlich Lust darauf, selbst aktiv zu werden. Denjenigen, die mit dem Prinzip des stetigen Wachstums nichts mehr anfangen können, wird es ein interessantes Handbuch sein.“ Marlene Nowotny, 01.08.2014 ORF