Archiv der Kategorie: Wissen

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Fast nackt

Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben

fast nacktLeo Hickmann
Piper Taschenbuch 2008
München. 320 Seiten.

Ein Jahr mit gutem Gewissen leben.
Fair-Trade-Apfel aus Übersee oder heimischer Bioapfel? Was halten auswaschbare Windeln aus? Ein Jahr lang hat der Londoner Journalist Leo Hickman versucht, ohne schlechtes Gewissen zu leben: gesunde Ernährung, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Versuch, bestimmten Großkonzernen seine Kaufkraft zu entziehen. Mit viel Witz berichtet er davon, wie er und seine Familie sich erfolgreich umgestellt – und damit ihr Leben von Grund auf umgekrempelt haben.

Hickman zeigt in seinem Buch „Fast nackt“ wie schwierig es ist, mit einem guten Gewissen – also möglichst kleinem Footprint – zu leben. Er schildert die Zerrissenheit, die entsteht, wenn die eigenen Ansprüche sich schlecht mit dem gewohnten Leben, eigenen oder eingeredeten Bedürfnissen und Erwartungen von außen vereinbaren lassen. Daraus entstehen zum Teil recht skurrile Situationen.  Das Buch enthält viele Tipps, wie man sich auf den Weg zu einem zukunftsfähigen Leben machen kann und welche Befriedigung das bedeutet. (Stefan)

Rezension:
perlentaucher.de

Countdown

Hat die Erde eine Zukunft?

weismanAlan Weisman
Piper Verlag 2013.
München. 573 Seiten.

Wir können den zeitlichen Wettlauf nicht gewinnen, denn immer mehr Menschen produzieren immer mehr Müll, verbrauchen mehr Ressourcen und stoßen mehr CO aus. Bisherige Versuche, die großen Umweltkatastrophen abzuwenden, indem wir den Konsum einschränken und auf erneuerbare Energien umsteigen, kommen gegen die Folgen einer stetig wachsenden Bevölkerung nicht an. Einziges Lösungsszenario für unser Überleben ist, dass wir weniger Menschen werden. Aber was bedeutet das für uns persönlich? Können und wollen wir Menschen zwangsverpflichten, kein oder nur ein Kind zu bekommen? Wie kann so eine gravierende Veränderung in verschiedenen Kulturen durchgesetzt werden?

Mit seinem Buch „Countdown“ erweckt Weisman den Eindruck, die besonders bevölkerungsreichen Nationen seien an der Übernutzung der weltweiten Ressourcen schuld. Leider übersieht er, dass gerade die an Bevölkerungszahl abnehmenden Industrienationen die weitaus meisten Ressourcen verbrauchen und damit die Umweltkatastrophen verursachen. Natürlich werden auch die Schwellenländer in Zukunft mehr Ressourcen verbrauchen, doch die bevölkerungsreichen armen Länder werden sicher nicht in diesen Genuss kommen. (Stefan)

Der Sieg des Kapitals

Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen

der_sieg_des_kapitalsUlrike Herrmann
Hardcover:
Westend Verlag, 2013
Frankfurt am Main, 288 Seiten.
Taschenbuch:
Piper Verlag, Mai 2015.
München, 288 Seiten.

Geld ist ein Rätsel: Jeder benutzt es, aber keiner versteht es. Selbst berühmte Ökonomen scheitern daran zu erklären, was Geld ist. Dasselbe gilt für das Geschehen auf den Finanzmärkten, das die meisten ratlos zurücklässt. Insofern: Wer die aktuellen Wirtschaftskrisen verstehen will, muss dieses Buch lesen.

Es ist viel einfacher, Krisen zu verstehen, wenn vorher klar ist, wie ein krisenfreier Kapitalismus funktionieren würde. Die Wortwahl mag zunächst erstaunen, gilt es doch als „links“ oder gar „marxistisch“, den Begriff Kapitalismus zu verwenden. Diese Phobie ist jedoch typisch deutsch. In den USA wird der Ausdruck Kapitalismus völlig selbstverständlich verwendet, der im übrigen auch gar nicht von Karl Marx stammt. Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen. Es handelt sich um einen Prozess, der exponentielles Wachstum erzeugt. Genau dieser zentrale Zusammenhang geht bei dem Begriff Marktwirtschaft verloren, der in Deutschland so beliebt ist. Auf Märkten wird mit Äquivalenten gehandelt. Doch wie soll aus dem Tausch gleichwertiger Güter ein Prozess entstehen, der zu permanentem Wachstum führt? Dies bleibt unerklärlich.

Ulrike Herrmann stellt unsere Wirtschaftsordnung in einen geschichtlichen Zusammenhang und zeigt, dass Kapitalismus ohne Staat nicht möglich ist. Daher wäre die neoliberale Forderung nach weniger staatliche Intervention der Untergang des Kapitalismus. Im Gegenteil liegt der Rettung des Kapitalismus in der Verstaatlichung der Banken und in klaren Regeln. Im letzten Kapitel kommt sie auf den Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum zu sprechen. Meiner Meinung nach ein sehr lesenswertes Buch, das stellenweise leider reichlich oberlehrerhaft daherkommt. Trotzdem: Durchhalten, es lohnt sich! (Stefan)

Showdown

Der Kampf um Europa und unser Geld

Dirk_Mueller_ShowdownDirk Müller
Droemer Knaur 2014.
München. 304 Seiten.

Dirk Müller – »Mr. Dax«, Bestsellerautor, Deutschlands populärster Wirtschaftserklärer – schildert den zweiten Akt des Währungs- und Wirtschaftsdramas, das seinen Schauplatz längst von den USA nach Europa verlagert hat. Er rekapituliert die fundamentalen Fehlentscheidungen bei der Konstruktion des Euro, zeigt auf, welche Triebkräfte am Werk waren, wer Profit daraus zog und wer heute ein massives Interesse am Zerfall eines starken europäischen Währungs- und Wirtschaftsraumes hat. Denn die aktuelle Krise ist nicht nur das Ergebnis maßloser Staatsschulden, sie ist auch Ausdruck eines amerikanisch-europäischen Wirtschaftskrieges, der hinter den Kulissen tobt. Müller zeigt, welche Möglichkeiten Europa und Deutschland offenstehen, er benennt Chancen und Gefahren.
Für die Taschenbuchausgabe hat Dirk Müller seinen „Spiegel“-Bestseller erweitert und aktualisiert um ein grundlegendes Kapitel zum Konflikt zwischen den USA, Europa und Russland um die Ukraine.
Ein Buch, dessen Brisanz täglich neu bestätigt wird.

Das Buch „Showdown“ behandelt nicht den Footprint (Müller bezweifelt den Einfluss des Menschen auf das Klima), sondern den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik. Es wird deutlich, warum politische Entscheidungen meist wenig zukunftsfähig sind. Sehr lesenswert!

Harte Kost

Wie unser Essen produziert wird – Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährung der Welt

Hart KostValentin Thurn & Stefan Kreutzberger
Verlag Ludwig 2014.
München. 320 Seiten.

Die Weltbevölkerung wird bis 2050 auf fast zehn Milliarden Menschen anwachsen. Um sie zu ernähren, müssen wir 70 Prozent mehr Lebensmittel produzieren, prophezeien die Agrarkonzerne. Und das gehe nur mit mehr Chemie, mit Gentechnik und Massentierhaltung. Aber ist das wirklich der einzig gangbare Weg?

Journalist Stefan Kreutzberger und Filmemacher Valentin Thurn begeben sich mit „Harte Kost“ auf eine weltweite Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine Nahrungsmittelproduktion, die Mensch und Tier respektiert und die knappen Ressourcen schont. Sie besuchen Visionäre aus den zwei gegnerischen Lagern der industriellen und der bäuerlichen Landwirtschaft, treffen Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten, besuchen urbane Gärten und Industrieschlachthöfe, Insekten- und Genlachsfarmen. Die Geschichten, die hinter unseren Lebensmitteln stehen und die die Autoren auch in einem Film präsentieren, sind oft so unfassbar, dass man den Glauben an das Gute im Menschen verlieren möchte. Doch die Fülle an Gegenvorschlägen zeigt deutlich: Wir haben einen enormen Handlungsspielraum, wir können etwas verändern. Wenn wir es wollen.

FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2015/16

Geschichten vom guten Umgang mit der Welt

futurzweiHarald Welzer, Dana Giesecke & Luise Tremel
Fischer Taschenbuch 2014
Frankfurt am Main. 544 Seiten.

Alternativlos? Gibt es nicht. Der zweite FUTURZWEI-Zukunftsalmanach erzählt in 83 Geschichten von gelebten Gegenentwürfen zur Leitkultur des Wachstums und der Verschwendung. Das Schwerpunktthema ist Material – es geht um Rohstoffgewinnung und Güterproduktion, um Hyperkonsum und Abfall. Der Blick richtet sich auf das Politische und wie immer ins FUTURZWEI: Werden wir für ein Weniger an Stoff, Konsum und Ungerechtigkeit bereit gewesen sein? Fünf Schriftsteller erzählen, wie in naher Zukunft mit Rohstoffen und Konsumprodukten umgegangen werden könnte.

„In je zwei bis drei Seiten erfahren wir, wo die erste faire Computermaus hergestellt wird oder wie ein Architekt aus Neptungras Dämmstoffe macht. Es wird erzählt, wie eine bayerische Gemeinde mit Erneuerbaren mehr Energie erzeugt, als sie benötigt, und mit einem Systemumbau und der Integration von Elektromobilität die Aufmerksamkeit von Hochschulen und namenhaften Industriebetrieben auf sich zieht. Es geht um moderne Quartiere und Stadtentwicklung, um den Anbau und die Verwertung von natürlichen Lebensmitteln, das Zurück zur Reparatur und die Vorteile des Sharings. Die Geschichten zwingen nichts auf, sondern zeigen, wie viel positive Energie aktiviert werden kann, wenn man Ziele verfolgt, die für alle gut sind und wie diese Ideen uns Menschen verbinden können.

Die Erzählungen sind vielfältig und bieten für jeden Zukunftsinteressierten einen reichen Themenfundus. Das 540 Seiten starke Buch muss nicht am Stück oder in Seitenreihenfolge gelesen werden, sondern kann auch als enzyklopädisches Nachschlagewerk immer wieder aus dem Bücherregal gezogen werden. Auf einer Landkarte kann man Projekte in der eigenen Nähe entdecken und diese unterstützen oder sich von ihnen inspirieren lassen.“
Till Weber, Agentur für Erneuerbare Energien

Buchbesprechung bei Deutschlandradio Kultur

Bodenatlas

Der „Bodenatlas 2015“: Flächenverbrauch weltweit begrenzen!

bodenatlas_titelHeinrich-Böll-Stiftung
Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS)
BUND
Le Monde Diplomatique
52 Seiten.

Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam und Le Monde Diplomatique hat der BUND die erste Ausgabe des „Bodenatlas 2015“ mit Daten, Grafiken und Fakten über die Bedeutung, die Nutzung und den Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und weltweit veröffentlicht.

Der „Bodenatlas 2015“ macht greifbar: Land und Böden werden immer knapper. In Deutschland beispielsweise beträgt der Flächenverbrauch durch Städte- und Straßenbau mehr als 70 Hektar pro Tag. Dies entspricht der Fläche von über 100 Fußballfeldern. Ein Viertel aller Ackerflächen sind in Deutschland von Wind- und Bodenerosion betroffen – rund drei Millionen Hektar – während der Flächenverbrauch weiter steigt.

Zugleich importiert Deutschland Agrarprodukte und andere Verbrauchsgüter, die mit knapp 80 Millionen Hektar mehr als das Doppelte der eigenen Landesfläche in Anspruch nehmen. Für die Europäische Union sieht es auch nicht besser aus: Der Konsum der EU-Bürger benötigt eine Fläche von rund 640 Millionen Hektar pro Jahr, eineinhalb Mal mehr als die Fläche aller 28 Mitgliedstaaten zusammen beträgt. Rund 60 Prozent der für den europäischen Konsum genutzten Flächen befinden sich außerhalb der EU. Damit ist Europa der Kontinent, der für seinen Lebensstil, seine Agrarindustrie und seinen Energiehunger am meisten von Land außerhalb seiner Grenzen abhängig ist.

Direkt beim BUND downloaden oder bestellen bei der Heinrich-Böll-Stiftung.

Öko-Populismus

Warum einfache „Lösungen“, Unwissen und Meinungsterror unsere Zukunft bedrohen

Öko PopulismusFred Luks
metropolis 2014
Marburg, 243 Seiten.

Der Diskurs über „Nachhaltigkeit“ hat ein Populismus-Problem. In komplizierten Zeiten haben einfache „Lösungen“ auch dort Konjunktur, wo es um ökologische, soziale und wirtschaftliche Zukunftsfragen geht. Ökonomie-Populismus verspricht mehr vom selben: Technik, Innovation, Wachstum. Ökologie-Populismus verspricht einfache Wege zur „Nachhaltigkeit“ und setzt auf individuelle Umkehr oder schnellen Systemwandel. Das Buch Öko-Populismus liefert eine Kritik der unkritischen Wachstumskritik und befasst sich mit Themen wie Aufmerksamkeit, Bullshit und Charisma, mit Freiheit, Gemeinwohl und Korrektheit, mit Maßlosigkeit, Postwachstum, Transformation und mit Zitaten.

„Das Buch im rosaroten Blümchen-Papagei-Cover (tragen wir nicht alle eine rosarote Brille? „ho ho ho!“) gleicht eher einer Gedankensammlung. Im erfrischend, jugendlichen Schreibstil quasselt der Autor und sprudelt der Text vor sich hin, ohne dass ein roter Faden oder eine Zielführung erkennbar sind.

Nacheinander werden in alphabetischer Reihenfolge mehrere Begriffe wie „Gemeinwohl“ oder „Innovation“ oberflächlich auseinander gepflückt. Dass der Autor Fred Luks jede Menge Zitate großer „Dichter und Denker“ anführt und dann auch noch versucht, diese mit seinen eigenen Geistesblitzen auf Teufel komm raus zu verflechten, wirkt pseudointellektuell.“ Thomas Wardenbach, 24.11.2014 Umweltjournal.de

Sie auch die Besprechung des Buchs bei Deutschlandradio Kultur

Vom rechten Maß

Suffizienz als Schlüssel zu mehr Lebensglück und Umweltschutz

vom rechten maßoekom e.V. – Verein für ökologische Kommunikation (Hsg,)
politische ökologie 135 – 2013
oekom 2013
München, 143 Seiten.

Immer mehr Menschen befreien sich vom materiellen Ballast und ignorieren das Wachstumsdogma: In Reparaturcafés, Genossenschaften, Verleihläden und Tauschbörsen leben sie vor, warum ein genügsames und an den wahren Bedürfnissen orientiertes Leben glücklicher macht und die natürlichen Ressourcen schont. Noch ist die Kultur des »Weniger ist mehr« – dem rechten Maß – aber nicht im gesellschaftlichen Mainstream angekommen, Appelle ans Maßhalten gelten als geschäftsschädigend und sind unpopulär beim Wahlvolk. Deshalb setzt die Politik lieber auf umweltfreundliche Technologien und Energieeffizienz statt auf Suffizienz. – Die Neudefinition der Komfortzone weist den Weg in eine Gesellschaft, die aus Mäßigung Genuss schöpft und das Wachstumsparadigma gegen die Bewahrung der Natur eintauscht.

„Vom rechten Maß“ ist eine Textsammlung, die in der Zeitschrift „Politische Ökologie“ des oekom verlags erschienen ist und über die Internetseite des Verlags bestellt werden kann.

Inhalt:

Inhaltsverzeichnis (pdf, 34 kB)

The Great Transformation

Climate – Can we beat the Heat?

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Alexandra Hamann, Claudia Zea-Schmidt & Reinhold Leinfelder
German Advisory Council on Global Change (WBGU), Berlin. ISBN 978-3-93619-41-7. Translated from the German edition (Berlin, 2013) by Bob Culverhouse.
Berlin. 138 pp

A comic explains the WBGU flagship report „World in Transition – A Social Contract for Sustainability“.
Climate change, the Anthropocene, rising CO2 levels, the Earth Summit in Rio, wind turbines, combined heat and power generation, desertification, biodiversity loss, Germany’s Renewable Energy Act, pioneers of change – what do all these terms mean exactly and how are they all linked? This comic offers answers.
The evidence for man-made climate change is overwhelming. Other global environmental changes, such as the loss of biodiversity, are closely linked to climate change and to our customary industrial economic practices. We can stop a global climate catastrophe if engineers, business people and policy-makers all pull together and if all work on the great transformation across national borders.
A major transformation is needed to stop climate change; in other words, we have to learn to live and to produce what we need in sustainable ways. Any transformation of society must begin in people’s minds; only then can it be achieved technically with any chance of economic success. Scientists, politicians and citizens will have to work together to achieve this. In this comic, nine top scientists, the members of WBGU as comic-book heroes, show us that we can beat the heat – and how to do it!

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