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Die Kunst der Reparatur

Ein Essay

Die Kunst der ReparaturWolfgang Schmidbauer
oekom Verlag 2020
München. 192 Seiten.

Schnelles Wegwerfen hat Konjunktur – mit fatalen Folgen. Massenhafte Produktion, gedankenloser Verbrauch, baldiges Entsorgen: Unser Konsummodell setzt nicht nur der Umwelt zu, sondern auch uns selbst.

Wir verlieren zunehmend die Fähigkeit, stabile Bindungen aufzubauen. Auch unsere Arbeit büßt an Wert und Würde ein, wenn sie allein dem schnellen Nutzen dient und Menschen austauschbare Glieder einer Produktionskette werden.

Für den Psychologen und Bestsellerautor Wolfgang Schmidbauer ist klar: Wir müssen Reparaturen (wieder) erlernen und wertschätzen. Sie ersparen uns nicht nur Neukäufe, sondern strahlen zugleich positiv in unsere emotionalen Beziehungen aus – zu Dingen, aber auch zu anderen und uns selbst.

Leseprobe

 

Konsum

Der Konsum ist für rund ein Fünftel des Footprints verantwortlich. Hierzu zählt die Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen, wie Bekleidung, Möbel, Papier, Elektronik oder Kino-, Hotel- und Restaurantbesuche. Der Footprint für Dienstleistungen lässt sich jedoch nicht scharf vom „Grauen Footprint“ abgrenzen.

Der Footprint für Waren (Produkt-Footprint) wird aus dem gesamten Ressourcenverbrauch  des Produktes, von der Herstellung bis zur Entsorgung, errechnet. Dazu zählt auch der Ressourcenverbrauch der Vorprodukte. Beispielsweise wird für den Footprint eines Autos der Ressourcenverbrauch bei der Erzgewinnung, der Stahlherstellung, beim Schweißen bis zur Schrottpresse einbezogen. Dieser Footprint fällt eigentlich zum Zeitpunkt des Kaufs an, doch wird er auf die gesamte Lebensdauer des Produktes aufgeteilt. Sonst hätte der Käufer den gesamten Footprint zu tragen, jeder spätere Besitzer dieses Produktes jedoch nichts. Erst wenn das Produkt seine geplante Lebensdauer überschritten hat, ist es „ökologisch abgeschrieben“ und sein Footprint beschränkt sich auf die Instandhaltung.

Um deinen Footprint im Bereich Konsum klein zu halten, achte beim Einkauf auf:

  • Qualität
  • Langlebigkeit
  • Reparierbarkeit
  • Recyclierbarkeit
  • Produktionsbedingungen

Diese Produkte sind zwar naturgemäß teurer, aber durch die längere Nutzungsdauer und Reparierbarkeit sparst du die Kosten wieder ein. Mit den höheren Ausgaben für qualitativ gute und damit langlebige Produkte schonst du Ressourcen und den Geldbeutel.

Preisfrage: Wem nützt beispielsweise alle 18 Monate ein neues Handy, wenn das „alte“ noch funktioniert? Antwort: Den Produzenten! Die Hersteller verdienen daran, dass wir „alte“ Produkte „uncool“ finden. Wir halten uns für besonders cool und trendy, wenn wir immer das neueste Produkt kaufen. Unabhängig davon, ob wir es wirklich brauchen und ob wir uns das finanziell leisten können. Es gibt aber bereits Leute, die sich nicht länger ausnehmen lassen. (Wenn der Joke nicht so alt wäre, würde an dieser Stelle das Wort „ver-apple-n“ passen.) Clever konsumieren, also vorher überlegen, ob die Neuanschaffung wirklich nötig ist und die Nutzung von Alternativen, wie Teilen, Leihen, Tauschen oder Second-Hand, verkleinert den persönlichen Footprint und nützt allen. Außer vielleicht den Herstellern.

Wer sich eine neues Auto kauft, vergrößert damit seinen Footprint um ca. 3 gha, der durch die Produktion des Fahrzeugs entsteht. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer des Autos von 15 Jahren, ergibt das einen zusätzlichen Footprint von 2000 gm² pro Jahr. Dabei sind die Fahrten mit dem Auto noch nicht mit eingerechnet. Durch Carsharing kann dieser Footprint auf einen Bruchteil verkleinert werden, welcher der Anzahl der BenutzerInnen entspricht.