Die Erde rechnet ab

Ihr habt keinen Plan
Ökoroutine
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Wo wir handeln müssen und was wir tun können, um unsere Zukunft zu retten

Claus-Peter Hutter
Ludwig Verlag 2018, Heyne Verlag 2020, bpb 2019
München. 304 Seiten.

Jahrhundertsturm, Jahrtausendflut, verdorrte Böden, Insektenplagen – extreme Wetter- und Naturereignisse treten inzwischen im Jahresrhythmus auf und finden längst nicht mehr nur in fernen Ländern statt. Und dennoch sind dies erst Vorboten! Umweltexperte Claus-Peter Hutter führt uns eindringlich vor Augen, wie weit der Klimawandel schon vorangeschritten ist, womit wir in den nächsten Jahren noch rechnen müssen und welche Strategien für ein Leben unter verschärften Bedingungen wir alle angehen müssen. Wir alle können und müssen etwas tun. Jeder Tag zählt!

„Die Erde rechnet ab“ enthält viele richtige und wichtige Informationen, leider aber auch viel Unsinn. Natürlich sind wir gerade dabei, die Lebensbedingungen auf diesem Planeten dramatisch zu verändern. Das müssen wir aus reinem Eigeninteresse stoppen. Und wir müssen uns auch auf die veränderten Bedingungen einstellen. Wenn der Autor im Kapitel „Kluge Vorsorge statt blindes Vertrauen“  allerdings vorschlägt, man solle wieder lernen, ohne Hilfsmittel in der Wildnis zu überleben, hat es schon etwas Lächerliches.  Einem Großstadtbewohner werden Kenntnisse im Fischfang, wie man Feuer ohne Feuerzeug macht oder die Kenntnis von Pflanzenarten und der Nutzbarkeit wenig bringen.

Wenn Hutter die derzeitige Fleischproduktion und die Erhaltung unserer Kulturlandschaft in einen Zusammenhang bringt, weil diese Landschaften Ergebnisse der Beweidung sind, offenbart das eine romantische Sicht dieser Welt. Das billige Fleisch aus den Supermärkten kommt ganz sicher nicht von Tieren, die vorher auf Wacholderheiden oder Magerwiesen geweidet haben.  Im Gegenteil, die Massentierhaltung zerstört unsere Kulturlandschaft, weil in großem Maßstab Futtermittel in Monokulturen angebaut werden und die Exkremente dieser Tiere unser Grundwasser und die Atmosphäre belasten. Die Tiere für unser billiges Fleisch stehen in großen Ställen und werden unter anderem mit Soja gefüttert, für dessen Anbau Regenwaldfläche gerodet werden musste.  Dass VegetarierInnen und VeganerInnen ebenfalls an dieser Regenwaldzerstörung  Schuld seien, weil das Soja für Tofu aus dem Regenwald käme, ist schlicht falsch.

Dass am Ende des Buches auch noch für den Verzicht auf Kinder geworben wird, weil jedes Kind weniger angeblich 58,6 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen würde, ist absoluter Nonsens. Es kommt in erster Linie nicht darauf an, wie viele Menschen wir auf der Erde sind, sondern welchen Lebensstil wir pflegen. Es sind die relativ wenigen Menschen in den reichen Ländern, die die Ressourcen dieser Erde übermäßig verbrauchen. Eine Beschäftigung mit dem Konzept des Ökologischen Fußabdrucks hätte da Klarheit bringen können.  Aber auch wenn man weiß, dass laut Eurostat der CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr in Deutschland bei etwa 11 Tonnen liegt, muss einem klar werden, dass da etwas an der Rechnung nicht stimmen kann.

Gelegentlich habe ich mich schon gefragt, ob der Autor überhaupt weiß, wovon er schreibt. So behauptet er, der CO2-Gehalt der Atmosphäre hätte bisher immer bei 0,4 Prozent gelegen (er lag  vorindustriell bei 0,028 Prozent und lag im Jahr 2017 bei 0,0405 Prozent). Zur Stützung seiner These von der Überbevölkerung behauptet er, die Vereinten Nationen schätzten den Anstieg der Weltbevölkerung für das Jahr 2100 auf 16 Milliarden Menschen. Tatsächlich liegt die Schätzung bei knapp 11 Milliarden.

Bei der Lektüre von Hutters „Die Erde rechnet ab“ sollte man sich immer eine gute Portion Skepsis bewahren. Aber vielleicht ist das ja auch das Gute an dem Buch: Es ist eine Aufforderung, sich intensiver mit den angerissenen Themen zu beschäftigen. Stefan Simonis

»Klimaschutz muss zu Hause, in jedem Dorf, in jeder Stadt anfangen. Claus-Peter Hutter zeigt konkret, was Sie als Einzelne tun können!« Arved Fuchs, Polarforscher

»Dieses Buch verdient es, von vielen Menschen gelesen zu werden; es ist verständlich geschrieben, reduziert die Komplexität, ohne dadurch banal oder unseriös zu werden« Prof. Dr. Klaus Töpfer

»Viel zu lange hat man auf uns Wissenschaftler nicht gehört – Dieses Buch zeigt mit vielen Beispielen, wie wir die Herausforderung Klimawandel meistern können« Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher

Rezension zu „Die Erde rechnet ab“ von Eckart Löhr auf re-visionen.

Interview mit Claus-Peter Hutter in der Münchner Abendzeitung.

Leseprobe

 

 

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