Earth Overshoot Day 2017

Jetzt geht’s ans Eingemachte

Es ist mal wieder soweit. Heute, am 2. August 2017 ist Earth Overshoot Day 2017. Das heißt, nach Berechnungen des Global Footprint Network (GFN) sind bereits sämtliche Rohstoffe und Naturleistungen aufge­braucht, die von der Erde innerhalb eines Jahres bereitgestellt werden können. Den Rest des Jahres leben wir von der Sub­stanz, und somit auf Kosten zukünftiger Generationen. Wobei das nicht so ganz stimmt, denn die Menschheit zahlt die Zeche für den Lebensstil in den reichen Industrienationen bereits jetzt. Der Klimawandel ist längst im Gange, verändert ganze Ökosysteme, vernichtet viele Tier- und Pflanzenarten und treibt Menschen zur Flucht, weil sie in ihrer Heimat nicht mehr leben können.

Das GFN berechnet für jedes Jahr den Tag neu, an dem der Ökologische Fußabdruck der Menschheit, also die Inanspruchnahme der Na­tur durch den Menschen, die Biokapazität der Erde übersteigt. Diesen Termin nennt man den „Welterschöpfungstag“ oder „Earth Overshoot Day“, und er wird in jedem Jahr früher erreicht.

Jede unserer Handlungen kostet Naturkapital. Das ist unum­gänglich und an sich nichts Schlimmes. Doch mit unserem Le­bensstil verbrauchen wir in jedem Jahr mehr, als sich im gleichen Zeitraum wieder neu bilden kann. Die Folge sind ausgelaugte Böden, überfischte Meere, Wüstenbildung und Artensterben. Auch der Klimawandel ist Folge der Übernutzung, denn durch die Verbren­nung fossiler Energieträger zum Stillen unseres Energiehungers, wird mehr Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre geblasen als von den Wäldern, Böden und Meeren gebunden werden kann. Damit machen wir viele Regionen dieser Erde bereits jetzt für Men­schen unbewohnbar und heizen Kriege um Ressourcen an.

Kennzahlen des Earth Overshoot Day 2017

Die Biokapazität der Erde ist zwischen 1990 und 2013 zwar fast um 10% angestiegen, doch gleichzeitig hat auch die Weltbevölkerung um etwa 35% zugenommen. Dadurch ist die Biokapazität pro Kopf global von 2,1 gha auf 1,7 gha um 19% zurückgegangen. In diesem Zeitraum hat sich der Ökologische Fußabdruck pro Kopf global um ca. 7% von 2,68 gha auf 2,87 gha vergrößert.

Stärker als im globalen Trend ist in Deutschland zwischen 1990 und 2013 die Biokapazität absolut um 32% angestiegen, das Bevölkerungswachstum dagegen nur um etwa 2%. Der Ökologische Fußabdruck hat in diesem Zeitraum entgegen dem globalen Trend absolut um fast 20% abgenommen. Damit ergibt sich eine Zunahme der Biokapazität pro Kopf um 29% von 1,74 gha auf 2,25 gha und eine Verringerung des  Footprints pro Kopf um 21% von 6,92 gha auf 5,46 gha. Um auf einen global verträglichen Ökologischen Fußabdruck zu kommen, müssen wir uns aber noch ein bisschen anstrengen.

Derzeit verbraucht die Menschheit die Naturleistungen von 1,7 Planeten mit der Qualität der Erde. Wollten alle Menschen der Welt so leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir sogar 3,2 Er­den. Wenn wir die Erde als unseren Lebensraum erhalten und Fluchtursachen bekämpfen wollen, müssen wir unseren Natur­verbrauch einschränken.

Es braucht beides: Grundsätzliches Umdenken in Politik und Wirtschaft und Verhaltensänderungen jedes Einzelnen.

Gerade wurde uns wieder vor Augen geführt wo das Problem liegt: Im unerschütterlichen Glauben an die Sicherung des Wohlstandes durch Wirtschaftswachstum. Weil Politiker glauben, unseren Wohlstand nur durch die Förderung des Industriestandortes Deutschland sichern zu können, sterben hierzulande  jährlich über 20.000 Menschen an Feinstaub und Stickoxiden aus Dieselmotoren. Statt die Industrie durch strenge Vorgaben zur Entwicklung umweltverträglicher Technologien anzuhalten, deckt unsere Bundesregierung die Betrügereien der Autoindustrie. Es ist an der Zeit, dass sich etwas Grundlegendes ändert. Die Sicherung von Arbeitsplätzen darf nicht auf Kosten der Umwelt und damit der Gesundheit und des Lebens andere Menschen gehen. Es hat keinen Sinn, eine Technologie „umweltfreundlicher“ zu machen, die sich als unverträglich mit unseren Lebensgrundlagen erwiesen hat. Es müssen andere Lebens- und Mobilitätskonzepte her. Warum müssen immer mehr Menschen mit der Bahn oder dem Auto zur Arbeit? Fast 60 Prozent der Arbeitnehmer sind Pendler.

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt, vermeidet CO2-, Stickoxid- und Feinstaub-Emissionen. Ebenso indem durch Fahrgemeinschaften die Autos effektiver genutzt werden. Noch besser ist es, mit dem Fahrrad zu fahren. Wer mit Bahn und Bus in den Urlaub fährt, statt das Flugzeug zu nehmen, vermeidet CO2-Emissionen. Aber grundsätzlich ist auch die Frage zu stellen, warum man überhaupt so weit weg will? Einsparung von CO2-Emissionen sind auch möglich, indem wir Energie sparen, mäßig heizen und den Wohnraum gut zu dämmen. Auch eine fleischar­me Ernährung aus biologischer Landwirtschaft verringert den CO2-Ausstoß und ist gesünder für Mensch und Umwelt. Wohl­überlegter und sparsamer Konsum spart Ressourcen und Geld. Wenn Konsum nur dazu dient, uns kurzzeitig ein Glücksgefühl zu vermitteln, stimmt etwas in unserer Gesellschaft nicht.

Dass die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks nichts mit Verzicht zu tun hat, zeigen bereits viele In­itiativen überall auf der Welt. Wir haben viele Möglichkeiten für einen zukunftsfähigen Lebensstil. Wir müssen sie nur nutzen.

Informationen zum Overshoot und weiterführende Links dazu findest du beispielsweise auf folgenden Internetseiten:

http://www.footprintcalculator.org/#!/
https://www.fussabdruck.de
https://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/
https://www.footprint.at (hier auch weitere Hintergrundinformationen)
https://take5.plattform-footprint.de
https://www.transition-initiativen.de/
https://www.overshootday.org/

Earth Overshoot Day 2017