Eine Idee wird zum Bumerang.
James Smith
Verlag Klaus Wagenbach 2012, bpb 2012
Berlin. 141 Seiten.
Eine Welt, angetrieben durch Biotreibstoff: wie grün, wie sauber, wie nachhaltig und friedlich? Der Traum ist ausgeträumt. Nüchtern zeigt Smith die dramatischen Folgen des Anbaus und Vertriebs von Biokraftstoffen. Die Idee ist nicht neu: Schon 1925 sprach Henry Ford davon, dass der Jahresertrag eines Kartoffelackers ausreichen würde, um den für die Bearbeitung notwendigen Maschinen hundert Jahre Energie zu liefern. Heute soll ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs durch Bioenergie gedeckt werden. Für Entwicklungsländer entstehen damit wirtschaftlich sehr lukrative Möglichkeiten, nicht ohne schwerwiegende Konsequenzen: Agrarnutzflächen werden ökologisch verwüstet, Kleinbauern ihrer Lebensgrundlagen beraubt, Hunger breitet sich aus. Die Gewinner sind wieder einmal die Großkonzerne. Smith bezeichnet die vermeintlich grüne Wende als moderne Form der Kolonisierung, die zu weiterer Verschärfung des globalen Nord- Süd-Konflikts führt. Vor allem kritisiert er, dass die weitreichenden politischen Entscheidungen zur Bioenergie auf wissenschaftlich noch unzureichenden Grundlagen getroffen werden. Risiken werden in Kauf genommen und erneut »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« (Jean Ziegler, bis 2008 UN- Sonderberichterstatter) begangen, um weiterhin bedenkenlos dem Überkonsum von Energie frönen zu können.
Erläutert die Grenzen und Möglichkeiten der Biotreibstoffe und erklärt, warum Biotreibstoffe nicht zukunftsfähig sind.
„Agrosprit hat sich zu einem einträglichen Produkt gemausert. Leider garantiere er gar keine Nachhaltigkeit, schreibt Smith. Vielmehr diene Biotreibstoff dazu, die Wachstumslogik abzusichern. Aufschlussreich sind seine lokalen Studien über Anbau und Nutzung in Brasilien, in den USA, Indien und Tansania.
Im Fall von Indonesien mit seiner extensiven Palmölproduktion zeigt der Autor, wie Moore trockengelegt und damit CO2-Speicher vernichtet werden. Dadurch verschlechtert sich ganz eindeutig die CO2-Bilanz. Aber so rechnen die Biotreibstoffhersteller nicht. Ebenso wenig interessiert die Kunden und Konzerne in der EU, was auf den lokalen Märkten passiert.“ Martin Zähringer, Deutschlandfunk 20.01.2013