Selbstveranwortung für den eigenen Lebensstil
Lange schon denke ich über den CO2 Ausstoß und das FLIEGEN nach. Denn leider ist das ein Problem, das mich persönlich sehr trifft.
Als ich jung war, hielt ich es für eine wichtige Sache, die Welt und Leute aus anderen Völkern zu kennen. Einmal, weil es bildet und man sieht, dass nicht alles so sein muss und so optimal ist, wie es bei uns ist, dass es auch gut anders geht. Zum andern ist das Verständnis für andere Völker ein Faktor der Friedenserziehung, eine Sache, die ich auch meinem Sohn weitergeben wollte. Reisen vermittelt Selbsterfahrung. Beim Reisen habe ich aber auch immer wieder gesehen, was wir anrichten mit dem, was wir tun und es hat mich schließlich zur Umweltbildung gebracht.
Mein Sohn studiert im Ausland, meine Nichte ist auf Island verheiratet, mein Mann muss beruflich öfter fliegen und ein Freund von mir ist Reporter und Reiseautor. Sie können oftmals nicht anders, als eben zu fliegen. Wenn ich Freunde oder Verwandte im Ausland besuchen will, kann es sein, dass ich manchmal auch fliegen muss. Leider ist das Fliegen sogar oft noch wesentlich billiger, als die Bahnfahrt, vor allem, wenn man übernachten muss. Das entspricht nicht den realen Kosten des Fluges für die Gesellschaft, wenn man die Schäden mitbedenkt.
Ich spreche keinem jungen Menschen ab, dass er die Welt und ihre Menschen erfahren und kennenlernen sollte. Man sollte aber sicher abwägen, ob es immer die einfachste, billigste Flugreise sein muss und vor allem, wohin sie einen bringt und wozu. Für Urlaubsreisen gibt es auch andere tolle Möglichkeiten. Wenn man nicht fliegt, sondern lieber eine längere Zugfahrt zum Ziel wählt, große Fahrradtouren und Wanderungen macht, Mitfahrgelegenheiten nutzt oder notfalls eine Buslinie durch ein Land nimmt, hat man am Ende mehr gesehen und erlebt und lernt Leute kennen.
Erfahrungen mit anderen Völkern zeigen uns auch alternative Lebensweisen, die umweltfreundliche Lösungen für ein interessantes Leben beinhalten können. Wenn das Öl aus ist, müssen wir uns eh etwas anderes einfallen lassen. Dann können wir auch jetzt schon damit anfangen, denn auch früher sind Menschen gereist, anders eben. Eigentlich kann man Ferne erst ohne Flugzeug begreifen, wenn man die Strecken erlebt, die man durchmisst und was sich zwischen Ausgangsort und Ziel befindet. Das eigentlich ist erst Reisen.
Wichtig scheint mir aber besonders, dass wir uns nicht gegenseitig beschimpfen. Darüber gibt es ein Theaterstück von Sebastian Seidel, das in Augsburg zum Brechtfestival uraufgeführt wurde. Es heißt: Böser Bruder. Zwei gegensätzliche Bruder streiten sich, als der Vater im Sterben liegt über ihre Lebensweise. Das Publikum erkennt dabei, dass der böse Bruder immer der andere ist, denn keiner von beiden hat nur Fehler gemacht, jeder hat etwas Gutes getan und jeder kann etwas Sinnvolles tun. Sie sehen am Ende, dass sie es gemeinsam anpacken müssen. SELBSTVERANTWORTUNG ohne Schuldzuweisungen scheint mir das Allerwichtigste!
Bei diesem Theaterstück geht es um ERNÄHRUNG, da gilt natürlich das Gleiche. Es macht Spaß, weniger Fleisch zu essen, neue Rezepte auszuprobieren, selbst zu kochen. Sogar mein Sohn hat damit angefangen. UND: Mit wenig Fleisch fühlen sich viele meiner Bekannten besser, leistungsfähiger, sehen gesünder aus und haben eine Topfigur.
KONSUM zu reduzieren, schafft Zeit für viele andere tolle Dinge, denn mir ist Einkaufen inzwischen eher lästig und wie oft bin ich mit dem Einkauf nachher eh nicht zufrieden. Das Produkt hält nicht, was es verspricht, klaut mir nur wertvolle Lebenszeit, weil es benutzt, aufgeräumt und gepflegt werden muss oder ist gleich kaputt. Manchmal vergaß ich, dass ich es hatte oder fand es in all dem Zeug nicht mehr. Man kann ausprobieren, wie viel Freude es macht, mit weniger auszukommen. Man kann Überflüssiges in Sozialkaufhäuser oder Kleidertauschbörsen bringen. Viele Menschen sind darauf angewiesen, dort billig Second Hand einzukaufen. In Augsburg gibt es drei davon. Es macht das Leben viel einfacher!
Man kann MÜLL fast völlig reduzieren, Plastik braucht man eh oft nicht, da kann man vieles andere verwenden, um Dinge einzupacken.
Aber ohne NACHDENKEN geht es nicht. Meistens ist es besser erst zu denken, dann zu handeln, denn leider ist es nicht immer ganz einfach. Aber, wenn man bestimmte Dinge mal erkannt und kapiert hat, dann macht es Spaß und bringt ganz andere interessantere Erfahrungen!
Wer sagte es? Es gibt kein nachhaltiges Produkt, nur einen nachhaltigen Lebensstil!