Jetzt ist Schluss!
In diesem Jahr fällt der Earth Overshoot Day – also der Tag, an dem die natürlichen Ressourcen, die sich innerhalb eines Jahres neu bilden können, aufgebraucht sind – wieder auf den 29. Juli. Im letzten Jahr lag er auf dem 22. August. Doch es war klar, dass er sich nur aufgrund der Mobilitäts- und Handelseinschränkungen infolge der Corona-Pandemie gegenüber dem Vorjahr in Richtung Jahresende verschoben hatte. Die Verringerung des Ressourcenverbrauchs war also nicht durch Einsicht in das Notwendige erfolgt, sondern sie war der Pandemie geschuldet. Eine Weile sah es so aus, als ob wir die Warnungen der Wissenschaft ernst nähmen und dadurch in der Lage wären, die Krise zu bewältigen. Die Menschen nahmen Einschränkungen ihres Lebensstils hin, um sich und andere zu schützen. Das war Grund zur Hoffnung, dass die Einsicht in Notwendigkeiten auch den Ressourcenverbrauch verringern und die Chance zur Verhinderung der Klimakrise erhöhen würde.
Mit viel Geld wurden Unternehmen und Arbeitsplätze gerettet. Es gab Pläne, die durch die Pandemie geschwächte Wirtschaft wiederaufzubauen, indem nur noch ressourcenschonende Technologien gefördert würden. Doch zurzeit sieht es so aus, als würden wir wieder in die alten Verhaltensmuster zurückfallen. Kaum sind die Corona-Regeln gelockert, fliegen viele Menschen wieder in den Urlaub, kaufen sich wieder Autos und holen nach, was sie sich während der Pandemie an Konsum verkneifen mussten.
Auch die Politik tut sich schwer, die guten Vorsätze umzusetzen. Trotz der katastrophalen Unwetter im Juli, die eine Folge der Klimakrise sind, sehen einige Politiker – allen voran der Kanzlerkandidat der CDU, Armin Laschet – keinen Grund, die Klimapolitik zu ändern,. Doch die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts verschärften Klimaziele der Bundesregierung sind kein geeigneter Beitrag, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Auch die strengeren Klimaziele der EU sind nicht ausreichend. Die G20-Staaten konnten sich bei dem Treffen ihrer Umweltminister am 22. Juli in Neapel ebenfalls nicht auf ehrgeizigere Klimaziele einigen
Was brauchen wir noch, um den Ernst der Lage zu begreifen?
Dabei sind die Folgen unseres verschwenderischen Lebensstils und der Verbrennung fossiler Energieträger längst zu spüren. Bisher waren davon Menschen in fernen Ländern betroffen. Verbrannt, verhungert oder ertrunken waren bisher vor allem Menschen in den „unterentwickelten“ Ländern. Wir in den reichen Ländern durften uns in Sicherheit wiegen. Aber damit ist jetzt Schluss. Verheerende Brände in Australien, Nordamerika und Russland oder die aktuellen Flutkatastrophen und Dürren der letzten Jahre in Europa sind eindeutige Zeichen, dass die Klimakrise auch bei uns angekommen ist. Was muss noch geschehen, damit wir ernsthaft unseren Lebensstil verändern? Wie viele Menschen müssen bei uns sterben, bis die Politik ernsthafte und ausreichende Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise beschließt? Dabei liegen die Vorschläge auf dem Tisch. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat beispielsweise zwei Szenarien entwickelt, wie eine hundertprozentige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen in 10 bis 15 Jahren möglich ist Dabei geht es darum, auch die Energie für Verkehr, Produktion und Heizen aus Sonne und Wind zu gewinnen. Dies führt dazu, dass wir dem Ziel, die Klimakrise in den Griff zu bekommen, näher kommen. Und es macht uns unabhängig von Energielieferungen aus anderen Staaten und damit weniger erpressbar.
Es braucht ein entschlossenes Handeln der Politik, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft absteckt und somit Planungssicherheit schafft. Wie das geht, hat die grönländische Regierung gezeigt. Sie hat beschlossen, auf die weitere Erkundung der Öl- und Gasvorkommen in den Küstengewässern zu verzichten und stattdessen Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen. Wer immer nur auf Krisen und Notlagen reagiert, kann die Zukunft nicht mehr aktiv gestalten. Deshalb ist es wichtig, bei der nächsten Bundestagswahl im September sehr genau darauf zu achten, was die einzelnen Parteien in Sachen Klimaschutz unternehmen wollen. Bisher sieht es allerdings nicht so aus, als hätten wir wirklich eine Wahl.
Wir selbst können uns aber entscheiden, Ökostrom zu nutzen, öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nutzen und das Auto stehen zu lassen oder uns weniger fleischlastig (am besten vegan) zu ernähren. Und einfach weniger zu konsumieren. Die Dinge länger zu nutzen ist nicht nur ressourcenschonend, sondern entlastet auch den Geldbeutel.
Weitere Vorschläge finden sich auch auf unserer Internetseite https://plattform-footprint.de.
Quelle: https://i2.wp.com/mackaycartoons.net/wp-content/uploads/2020/03/2020-0311-NATrevised2sm.jpg?resize=768%2C604&ssl=1