Meeresatlas
Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean
Heinrich-Böll-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, Le Monde diplomatique
Berlin 2017. 50 Seiten.
Ohne
das Meer gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Es regelt weitgehend
das Klima, gibt uns Nahrung und liefert Energie. Darüber hinaus ist es
ein wichtiger Verkehrsweg, ein Erholungsraum und ein Quell ästhetischen
Vergnügens. Aber das Meer steht unter Stress, denn das alte Prinzip von
der „Freiheit der Meere“ hat zu Überfischung, Artenverlust und einer
immensen Verschmutzung der Ozeane geführt.
Deshalb muss der Umgang mit dem Meer auf nachhaltige und gerechte Grundlagen gestellt werden. Der Meeresatlas 2017 liefert dazu die Daten, Fakten und Zusammenhänge. Er zeigt in zahlreichen Beiträgen und über 50 Grafiken, in welch schlechtem Zustand sich die Weltmeere befinden, warum das so ist und was man tun muss, um die Situation der Ozeane zu verbessern.
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Inhaltsverzeichnis:
- Impressum
- Vorwort
- 12 kurze Lektionen über das Meer und die Menschen
- Fisch – bald ausverkauft?
Die
Lage vieler Fischbestände ist dramatisch: Viele sind erschöpft, viele
von der industriellen Fischerei bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Das
trifft besonders Menschen in ärmeren Ländern, die von der traditionellen
Fischerei vor ihren Küsten leben. Fangquoten und Schutzgebiete werden
von der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischerei
unterlaufen – sie ist für fast ein Drittel des globalen Fischfangs
verantwortlich.
- Aquakultur: Hoffnung aus der Fischfarm?
Die
Hälfte des Fischs, der auf den Tellern der Welt landet, stammt heute
bereits aus der Aquakultur. Doch nicht nachhaltige Zucht entlastet den
Wildfang nicht und sorgt für erhebliche Umweltbelastungen. Kann der
steigende Bedarf an Fisch und Meeresfrüchten
also gedeckt werden, ohne gravierende Umweltschäden anzurichten?
- Eutrophierung: Dünger für die Todeszonen
Durch
den enormen Einsatz von Kunstdünger und Gülle in der industrialisierten
Landwirtschaft gelangen Unmengen von Nitraten und Phosphaten über
Flüsse in die Küstengewässer und erzeugen dort starkes Algenwachstum.
Dadurch können riesige Todeszonen entstehen, in denen es keinen
Sauerstoff und kein Leben mehr gibt.
- Verschmutzung: Müll und Gift im Meer
Wir
benutzen den Ozean als Müllkippe. Besonders die Küstengebiete sind
davon betroffen. Die Quellen des Mülls sind vielfältig, die Auswirkungen
auf die betroffenen Ökosysteme immens.
- Plastikmüll: Das Mikroplastikproblem
Im
Meer treibende Plastikteile sind nur das sichtbare Zeichen eines sehr
viel größeren Problems. Denn nur 0,5 Prozent des Plastikmülls finden
sich in den Müllstrudeln. Der Löwenanteil des Plastiks, das ins Meer
gelangt, lagert sich am Tiefseeboden ab.
- Biodiversität: Vielfalt und Einfalt
Invasive
Arten, die vor allem durch die internationale Seefahrt in fremde
Ökosysteme gelangen, verdrängen einheimische Arten. Weitere Störfaktoren
wie die Ozeanerwärmung schwächen zudem die Widerstandskraft der
Organismen gegen Umweltveränderungen. Besonders schmerzlich: Der Verlust
genetischer Vielfalt ist nicht mehr rückgängig zu machen.
- Weltklima: Der Ozean bremst den Klimawandel
Ohne
die klimaregulierende Funktion des Ozeans wäre unsere Welt eine andere –
vor allem wäre sie wärmer. Der Ozean speichert Wärme und CO2 in großen
Mengen und verlangsamt so den Klimawandel. Und damit auch seine Folgen –
gut für uns. Doch der Ozean und seine Ökosysteme nehmen erheblichen
Schaden.
- Erwärmung: Herausforderung Meeresspiegel
Die
Meere erwärmen sich, der Meeresspiegel steigt – jedoch nicht überall im
gleichen Maße. Gerade Inseln und Küstengebiete in der südlichen
Hemisphäre sind besonders betroffen, viele werden schon heute von ihren
Einwohnern verlassen. Doch das ist erst der Anfang – noch mehr Menschen
könnten zur Flucht gezwungen werden.
- Küsten: Leben in der Risikozone
Die
Mehrzahl der größten Metropolen der Welt liegt an Küsten, viele davon
an Flussdeltas. Dort ist das Risiko, von Naturkatastrophen getroffen zu
werden, besonders hoch. Dennoch hält der Boom der Megacitys in
Wasserlage unvermindert an – entsprechenden Küstenschutz können sich
aber nur reiche Staaten leisten.
- Versauerung: Die Zukunft wird saurer
Die
Meere versauern in einer erdhistorisch bislang unbekannten
Geschwindigkeit. Zu schnell für viele Organismen, um sich noch anpassen
zu können. Besonders kalkbildende Arten wie Muscheln, Schnecken und
Korallen sind betroffen – in saureren Gewässern fällt es ihnen schwer,
ihre Schutzhüllen zu bilden. Aber auch der Nachwuchs von Fischen ist
bedroht.
- Blick in die Vergangenheit: Ausbeutung und Schutzgebiete
Die
Idee, dass das Meer geschützt werden muss, ist jung. Schon unsere Ahnen
betrieben bedenkenlos Raubbau, auch am Leben im Meer. In der
Vergangenheit ist ein Reichtum an Meeresleben verlorengegangen, den wir
uns heute kaum noch vorstellen können. Erst in den letzten 30 Jahren hat
die Fläche der Schutzgebiete deutlich zugenommen – doch es ist immer
noch nur ein Bruchteil der Gesamtfläche.
- Ocean Governance: Wem gehört das Meer?
Winzige,
unbewohnte Inseln, die tausende Kilometer entfernt von ihrem Mutterland
liegen, gewinnen heute geostrategischen Wert: Durch sie können Staaten
ihr Einflussgebiet ausweiten. Voraussetzung ist die Lage auf einem
kontinentalen Festlandsockel.
- Tiefseebergbau: Welthunger nach Rohstoffen
Große
Bergbauunternehmen greifen im Verbund mit Industriestaaten nach den
Schätzen der Tiefsee. Weltmarktpreise und sinkende Akzeptanz für den
Bergbau an Land lassen das aufwändige Geschäft lukrativ werden. Der
Beginn der Ausbeutung der bisher kaum
berührten Tiefen droht, noch bevor die ökologischen und sozialen Folgen ausreichend erforscht sind.
- Energie aus dem Meer: Wo liegt die Zukunft?
Erneuerbare
Energie aus dem Meer macht vielen Hoffnung: Hier könnte die Zukunft der
Energieversorgung liegen. Es locken unerschlossene Vorkommen fossiler
Brennstoffe, doch ihre Erschließung birgt Risiken – bekannte wie bei der
Förderung von Erdöl aus der Tiefsee und unbekannte wie beim Abbau von
Methanhydrat.
- Maritimer Tourismus: Das Meer als Kulisse
Urlaub
am und auf dem Wasser boomt. Die Kreuzfahrtschiffe werden immer größer,
immer mehr Küsten werden in Freizeitlandschaften verwandelt. Doch was
bedeutet das für die Natur und für die Menschen, die die
Urlaubs-Maschinerie am Laufen halten?
- Seeverkehr: Welthandel und Preiskampf
Die
internationale Seefahrt ist der Motor der Weltwirtschaft. Doch seit
2008 steckt sie in einer tiefen Krise: Frachtpreise sind ins Bodenlose
gefallen und Reederei-Multis liefern sich einen Preiskampf, den nur
wenige überstehen werden. Doch was geschieht mit
den überflüssig gewordenen Riesenfrachtern?
- Kreislauf der Nachhaltigkeit: Leben mit dem Meer
Das
Meer gibt uns vieles, wir sind für unser Leben auf es angewiesen. Wenn
wir auch in Zukunft von seinen Gaben profitieren wollen, sollten wir
unser Verhalten gegenüber dem großzügigen „aquatischen Kontinent“
ändern. Und nicht nur darum. Eine Übersicht.
- Die Welt muss gemeinsam handeln: Für eine neue Governancen der Ozeane
Es
gibt keine ganzheitlichen, der Komplexität der marinen Ökosysteme
gerecht werdenden globalen Strategien. Die Meere gehören zu den heute am
wenigsten geschützten und verantwortungsvoll verwalteten Gebieten der
Erde. Das muss sich angesichts der Bedeutung der Meere schnell ändern.
- Quellen von Karten und Grafiken
- Expertinnen und Experten
Zur
Erstellung des „Meeresatlas“ haben viele Expertinnen und Experten mit
ihrem Fachwissen beigetragen. Beteiligt waren insbesondere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die gemeinsam im Kieler
Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ zu Fragestellungen der Entwicklung
unserer Meere forschen.