Dreimal anziehen, weg damit
Was ist der wirkliche Preis für T-Shirts, Jeans und Co?
Heike Holdinghausen
Westend Verlag 2015, bpb
Frankfurt. 224 Seiten.
Was zieh ich an, damit ich ein gutes Gewissen haben kann?
Was zieh ich an? Diese Frage stellen wir uns täglich. Während Kleidung in Werbung und Alltag allgegenwärtig ist, ist ihre Produktion aus Deutschland hingegen so gut wie verschwunden. Hergestellt wird sie in Asien, meist unter menschen- und umweltfeindlichen Bedingungen – und das gilt nicht nur für Billigware! Heike Holdinghausen zeigt, was zu tun ist. Monatlich wechseln die Modeketten ihre Kollektionen, per Mausklick lassen sie sich nach Hause ordern. Noch nie konnten sich Menschen in den Industrieländern so leicht und billig Kleider kaufen wie heute. Für den Verbraucher sind die verschlungenen Lieferketten kaum zu durchschauen. Nur zaghaft bildet sich in der hiesigen Öffentlichkeit daher ein Bewusstsein dafür, dass der Kleiderberg einen Preis hat, den nicht die Kunden in den reichen Industrieländern zahlen, sondern die Arbeiter(innen) und die Umwelt in den Entwicklungsländern. Wir brauchen daher dringend mehr Übersicht im Labeldschungel für gute Kleidung – und strengere Gesetze für die Modekonzerne.
„Die wichtigste Auskunft hält die Verfasserin aber schon am Anfang des Buches bereit, in dem sie eine führende deutsche Branchenfachzeitschrift zitiert: Es sei einfach »zu viel Ware auf dem Markt«. Womit vielleicht hinlänglich beschrieben wird, woran ein auf Wachstum und immer kürzeren Modezyklen beruhendes System krankt – und woran jeder Einzelne beim Erwerb seiner nächsten Kleidungsstücke denken könnte und, ja, sollte. Der Preis für unser Kleidungs- und Konsumverhalten, das macht das Buch deutlich, wird sonst unweigerlich immer höher.„
Magazin Restkultur
„Die meisten der Probleme, auf die Heike Holdinghausen ihren Finger legt, sind noch nicht ansatzweise gelöst, und manche davon sind über unsere Konsumentscheidungen auch kaum zu lösen. Was sie uns stattdessen anbietet, sind – abgesehen von der ohnehin wertvollen, präzisen Verortung dieser Wunden im globalen Textilgeschäft – eine Vielzahl von Inspirationen zu abweichendem, aber nichts weniger befriedigendem Einkaufsverhalten. Sie mag uns auch Mut machen. Denn die grossen Textilkonzerne, so zeigt sie auf, schielen mit regem Interesse auf jede Nische, die sich in ihrem gesättigten Markt auftut – und so auch eifersüchtig auf die wachsende Nachfrage nach ökologisch verträglicher, fair gehandelter Kleidung. Ein diesbezüglicher Fortschritt, das zeigt ihr Buch eindrucksvoll, wäre nicht nur unserem Gewissen, sondern dem gesamten Ökosystem Erde eine folgenreiche Erleichterung.“
Sacha Rufer, umweltnetz-schweiz.ch
„In leicht verständlichen Worten bringt Heike Holdinghausen dem Leser die vielen Aspekte und Probleme der Textilindustrie nahe, ohne einfache Antworten zu liefern. So beschreibt sie den Siegeszug der Baumwolle, der die traditionellen europäischen Fasern Flachs und Hanf vollkommen verdrängt hat. Zahlreiche Versuche, die alte Industrie wiederzubeleben, schlugen fehl oder wurden nur in Nischen umgesetzt – etwa in Museumsdörfern. Dennoch verweist das Buch auf viele Initiativen, die Mut machen, und auf Alternativen, wie man zumindest das geringere Übel wählen kann.“
KONSUMENT